BYH!!! Rückblick 2002

2002

Die Einleitung

Absagen sind mit das Schlimmste, was einem im Vorfeld einer Festival-Organisation widerfahren kann. Noch schlimmer sind kurzfristige Absagen, denen man machtlos gegenübersteht und die ein unkontrolliertes Trinken nach sich ziehen. Unsere Bierbäuche stehen hier und jetzt allerdings nicht zur Debatte. Schon eher macht man sich als eingefleischter Fan, der sich in solchen Momenten fühlt, als habe man ihm mit Anlauf in die Eier getreten, Gedanken über den Gesundheitszustand seiner noch gar nicht mal so alten Helden. Balingen rockte zwar auch ohne PARADOX, MAGNUM, SYMPHONY X und OVERKILL, und dennoch ist es gut zu wissen, daß es den jeweiligen Bandmitgliedern, die krankheitsbedingt die Segel streichen mußten, in der Zwischenzeit wieder besser geht!

So zum Beispiel befindet sich Tony Clarkin, der MAGNUM-Gitarrist, der nach seiner Herzattacke auf dem Sweden Rock-Festival in ein schwedisches Hospital eingeliefert wurde, auf dem Weg der Besserung. Clarkin will jedenfalls - nach (s)einer hoffentlich erfolgreichen Rehabilitation - wieder zum Griffbrett greifen und die Hardrock-Welt um ein paar herausragende Nummern bereichern...

Ähnlich Erfreuliches gibt es auch von Russel Allen, dem SYMPHONY X-Shouter, zu berichten. Der gute Mann hat seine inneren Blutungen gut überstanden und wird uns schon bald mit einem weiteren akustischen Keulenschlag beglücken! Nicht nur Römpp und Michel werden es ihm danken...

Selbst Bobby Blitz, das OVERKILL-Unikat, welches infolge eines Schlaganfalles am 27.06.2002 in Nürnberg zusammenbrach, konnte mittlerweile das Krankenhaus verlassen. Dem Vernehmen nach "wurstelt" Blitz zur Zeit an den Lyrics des kommenden OVERKILL-Studioalbums, welches das East Coast-Urgestein schon im Herbst diesen Jahres einzuträllern gedenkt - Yeah Dude, Blitz The World!!!

Charly Steinhauer hingegen leidet leider nach wie vor unter den Knoten auf seinen Stimmbändern. Doch auch in seinem Falle gibt es etwas Positives zu berichten: Das PARADOX-Mastermind wird zwar nicht mehr zum Mikro greifen (können), doch Charly wäre kein Steinhauer, ließe er sich hierdurch von seiner eigentlichen Mission, die da "Thrash with class" lautet, abbringen. Der Teutone wird sich nach einem neuen Sänger umsehen und mit PARADOX definitiv weitermorden!

Im Zusammenhang mit den eingangs erwähnten - leider unvermeidbaren - Absagen, möchten wir uns nochmals bei den Bands bedanken, die auf die Schnelle als Ersatz in die Bresche sprangen. DORO, BONFIRE und SHAKRA standen ihren Mann, respektive ihre Frau, als die Schüssel am Überquellen - will heißen, die Not am Größten war... Dankeschön!!!

Und wenn wir schon dabei sind: Bedanken wollen wir uns auch bei all den zahlreichen Besuchern, die das Bang Your Head!!! erneut zu einem vollen Erfolg werden ließen. Nicht weniger als 33.000 metalverrückte Fans konnten wir an beiden Festivaltagen begrüßen. Von Donnerstag an war Partystimmung angesagt, und das sollte sich bis Sonntag früh nicht ändern. Bei einem Event von der Größenordnung des Bang Your Head!!! ist das alles andere als selbstverständlich. Noch dazu, wenn das Billing bzw. die Running Order des Festivals aufgrund einiger unvorhersehbarer Umstände etwas - ähem - "flexibler" gestaltet werden mußte…
Nicht zuletzt deshalb wollen wir Euch kurz schildern, warum SHAKRA ihre ursprüngliche Position mit IRON SAVIOR tauschen mußten, weshalb CANDLEMASS später als vorgesehen die Bühne erklommen und wieso Harry Conklin zusammen mit JAG PANZER und (!!!) TITAN FORCE der headbangenden Metal-Gemeinschaft innerhalb eines Tages gleich drei Mal den Arsch aufriß... Seither wissen wir mit absoluter Sicherheit, daß Gott den Vornamen "Harry" trägt!
Zu IRON SAVIOR: Das Drum-Kit von Thomas Nack war zwar rechtzeitig vor Ort, doch vom Trommler selbst war weit und breit nichts zu sehen, geschweige denn zu hören. Ein Anruf in Hamburg brachte Licht ins Dunkel. Weil eine renommierte deutsche Airline Bockmist baute, enterte das trommelnde Nordlicht seinen Flieger ein paar Stunden zu spät. Schöne Scheiße... dachten sich wohl auch SHAKRA, die aufgrund der Schlafmützigkeit einiger Airline-Bediensteter jäh aus dem Bett (oder von einer holden Blondine?) gerissen und auf die Bühne verfrachtet wurden... Hallelujah!

CANDLEMASS hatten ihren Drummer zwar vor Ort und doch schien etwas zu fehlen... Richtig, selbst eine Band wie CANDLEMASS ist ohne ihr Equipment (und die leider nicht mehr stinkende Kutte von Obermönch Messiah Marcolin…) nur die Hälfte wert. Selbiges lag irgendwo am Flugplatz und wartete auf (s)einen ehrlichen Finder...

Die sympathischen Schweden machten aus der Not eine Tugend und bangten wie wild zu den Songs von TITAN FORCE, deren Sänger Harry Conklin spätestens jetzt in die Annalen der Metal-Geschichte einging, bestritt er doch innerhalb von 24 Stunden sein drittes Konzert und das ohne jedwede stimmliche Verschleißerscheinungen - Kompliment!

Jagger, Tschamler, Pfiste, Michel und Fischer hingegen rannten in der Zwischenzeit wie angeschossene Wildschweine von einem Container zum anderen. Galt es doch, die jeweilige Band bzw. deren Crew rechtzeitig auf die Bühne zu bekommen, was gar nicht mal so einfach war, ging das Gros doch von gänzlich anderen Auftrittszeiten aus...

An HALFORD, geschweige denn unserem glorreichen Quintett, lag es indes nicht, daß Evil-Rob seine Show rund 20 Minuten zu spät begann. Auch DORO hatte hieran, wie fälschlicherweise mancherorts berichtet wird, keine Schuld (es heißt, DORO habe überzogen, was völliger Blödsinn ist...).

Fakt ist, daß es die Crew von HALFORD nicht gebacken bekam, einen funktionierenden Amp zu installieren. Da aber wie immer um 23.00 Uhr Schluß sein mußte, konnte Rob nicht die Show spielen, die er eigentlich spielen wollte. HALFORD meinte indes eine Woche später, daß er auf Ansagen komplett verzichtete, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Na ja, ein freundliches "Hello Balingen - How R U?" hätte er vielleicht schon einschieben können... Andererseits, was außer einem inbrünstigen Gegröle hätte er auch zur Antwort bekommen? Liefen doch nahezu alle Bands zur Hochform auf, als es galt, ihr Publikum zu unterhalten.

Die Lustexzesse auf der Bühne wurden ebenso lüstern vor der Bühne, aber auch am Autogramm-Stand von den Fans ausgelebt.

Peter, der Voyeur in unseren Reihen, der MÄGO DE OZ betreute, hatte zum Beispiel seinen Spaß, als sich zwei dralle Schönheiten ihre Leibchen vom Leib rissen und sie den verdutzt dreinblickenden Spaniern unter die Nase hielten.

Mindestens genauso spaßig war Stefans Fotosession mit Tarja von NIGHTWISH kurz vor deren Show. Der "Womanizer" in unseren Reihen ließ das Mädchen vor sich rumposieren, obwohl er genau wußte, daß sich sein Objektiv bereits am Tag zuvor verabschiedet hatte und folglich wie eine schlappe Sex... ähm... 6... räusper... sechs vor dem Kameragehäuse herumbaumelte...
Tschamler wiederum war permanent on the road, um irgendwelche Textmarker, die im Eifer des Autogrammsession-Gefechts das Zeitliche segneten, zu besorgen.

Das Zeitliche wird Jagger sobald nicht segnen, auch wenn der gute Mann Gefahr lief, mit einer ausgeprägten Alkoholvergiftung die Nacht von Samstag auf Sonntag in einer Balinger Ausnüchterungszelle zu verbringen. Schüttete sich das blutgeile Ungeheuer doch während des SLAYER-Gigs, als Pfiste bereits auf dem Heimweg war, rund 1,5 Liter Jacky-Cola in den Rachen... Brrrr...

Übertroffen wurde der interne Anführer unserer Prügel-Fraktion in der Hinsicht eigentlich nur noch von Arno H., der in seinem Suff - in Anlehnung an das WM-Endspiel Deutschland gegen Brasilien - durchs VIP-Zelt schlenderte und die Gäste nach eventuell vorhandenen SEPULTURA-Scheiben befragte. Gab ihm jemand zur Antwort, daß er/sie stolze(r) Besitzer(in) eines solchen Albums sei, so meinte unser Quoten-Hesse furztrocken, daß sich die jeweilige Person fortan in Grund und Boden schämen solle... Hm, bedenklich... indeed!

Horst hatte zwar auch einiges getankt, doch anders als seine ihm bedenkenlos folgenden Jünger wies er keine sonderlich bemerkenswerten Ausfallerscheinungen auf...
Egal, das Bang Your Head!!! 2002 wird hundertprozentig im nächsten Jahr seine Fortsetzung finden. Wir hoffen inständig, daß Ihr alle wieder dabei sein werdet!!!
Die Redaktion

Warm-up-Show Donnerstag, 27. Juni 2002

Ort der Warm-Up-Show: 

WOM Hechingen

Billing Warm-Up-Show: 

WIZARD
TITAN FORCE
POWERGOD

POWERGOD
Eröffnet wurde das diesjährige Bang Your Head!!!-Festival, wie es mittlerweile schon üblich ist, mit dem Clubgig am Donnerstag. Und wie schon im Vorjahr in Form von HELSTAR verirrte sich auch dieses Mal eine kultige Ami-Kapelle in den nahegelegenen WOM-Club. TITAN FORCE wurden dabei von zwei angesagten Eingeborenencombos unterstützt. Während POWERGOD erst spät nachts die Bühne enterten und aufgrund diverser Schwierigkeiten damit die Arschkarte gezogen hatten, wurden WIZARD um Punkt halb Zehn auf die ungeduldige Meute losgelassen. Der Club war bereits richtig voll und die Jungs aus Bocholt wußten die Gunst der Stunde amtlich zu nutzen. Denn mit dem gut gewählten Opener 'Hammer, Bow, Axe & Sword' hatte man nicht nur die Die Hard-Fans der ersten Reihen gleich auf seiner Seite. Der Refrain donnerte durch die Disco und zog die Metallerarme magisch in Richtung Hallendecke. Trotz anfänglicher Soundprobleme hatte Fronter D'Anna alles im Griff. Mit 'Iron War', 'Heavy Metal Will Never Die', 'Magic Potion' oder auch dem geilen Oldie 'Enemy Die' aus seligen 'Son Of Darkness'-Tagen hatte man jede Menge Asse im Ärmel, welche begeistert aufgenommen wurden. Das einzige, was wirklich fehlte, war die geile Show des etatmäßigen Bassisten Volker, der aus familiären Gründen leider verhindert war. Ersatzmann Schulti löste seine Aufgabe jedoch hervorragend und so wurde mit dem Stampfer 'Defenders Of Metal' ein cooler Auftritt beendet, den man sowohl von der Leistung der Band her, als auch von den Publikumsreaktionen aus beileibe nicht nur als Opening Act bezeichnen konnte. Ach ja, wenn der vorgestellte neue Track 'Hall Of Odin' einen Fingerzeig auf die Qualität des nächsten Albums gibt, muß einem um die Zukunft des deutschen Undergrounds nicht Bange sein.
Arno Hofmann

TITAN FORCE
Eigentlich hätte ich es mir nicht träumen lassen, TITAN FORCE nach der genialen Tour anno 1993 noch einmal zu Gesicht zu bekommen - doch im WOM zu Balingen sind schon ganz andere Träume wahr geworden, und nun also auch dieser. Zwar hat sich die Band in den zurückliegenden neun Jahren optisch stark verändert, doch spielerisch waren die Jungs aus Colorado immer noch genauso perfekt wie damals. Und daß es bei Hammertracks der Marke 'Chase Your Dreams', 'Fields Of Valor' oder 'New Age Rebels' im gut gefüllten Club kein Halten mehr gab, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Mit 'Darkness' und 'Only The Strong' wurden auch die beiden Demosongs gespielt, die schon auf der Tour mit ANVIL ab und zu zum Einsatz gekommen sind, und wenn ich die zufriedenen Gesichter im TITAN FORCE-Camp nach dem Gig richtig deuten konnte, dürfen wir uns berechtigte Hoffnungen machen, nicht nur diese Tracks demnächst in der heimischen Stereoanlage genießen zu können. Denn auch wenn die meisten Reunions eher ein laues Lüftchen sind, haben beim diesjährigen Festival neben CANDLEMASS auch TITAN FORCE bewiesen, daß es auch Bands gibt, die zu früh abgetreten sind und uns einfach erhalten bleiben müssen!
Martin Römpp

WIZARD
Die Urheber der 'Evilution'-Trilogie, einer erstklassigen Serie von drei Alben, bekamen böse Entwicklungen zu spüren. Zwar traf die Band pünktlich in der Discothek WOM ein, doch ihr Equipment war noch lange unterwegs, weshalb sich der Beginn des Sets extrem verzögerte. Gitarrist Andy versuchte zwar, das Publikum mit einigen Ansagen über die Wartezeit hinwegzutrösten, aber als es gegen 01.15 Uhr tatsächlich losging, hatte sich der Club merklich geleert. Direkt vor der Bühne waren nur noch rund 50 Nasen, derweil in den Nischen die vom Teufel Alkohol Gefällten dumpf vor sich hin stierten. Trotzdem powerten sich POWERGOD mächtig aus und spielten vor allem Kracher ihrer 'Bleed For The Gods'-Scheibe. Die hatte sich bislang am besten verkauft. Entsprechend wurden auch die bekannten Stücke von Bands wie WARLOCK, METAL CHURCH, MANOWAR, ANTHRAX oder dem All Star-Projekt HEAR 'N' AID abgefeiert. Deren 'Stars' in der POWERGOD-Version war allerdings - trotz der Ankunft von Ferdy Doernberg als Gastmusiker - ein Schwachpunkt der Show. Dies wurde jedoch schnell wieder wett gemacht durch Stücke wie 'Gods Of War'. Die Meute vor der Bühne war zufrieden und verlangte auch nach dem Ende der Show um 02.43 Uhr noch lautstark nach POWERGOD. In anschließenden Diskussionen tauchte allerdings mehrfach die Ansicht auf, die Band hätte ihre eigenen Songs erheblich authentischer rübergebracht - kein Wunder. So darf man sich hoffentlich demnächst auf ein Programm überwiegend eigener Stücken freuen, zum Beispiel auch mit ihrem absoluten Highlight 'Dead Serious' vom 2002er Output.
Jörg Schulz

Festival-Freitag, 28. Juni 2002

Location Festival-Freitag Open Air: 

Messegelände Balingen

Billing Freitag Open Air: 

SAXON
NIGHTWISH
FOZZY
GAMMA RAY
TITAN FORCE
BONFIRE
JAG PANZER
RHAPSODY
RIVAL

RIVAL
Eine Woche nach ihrer umjubelten Deutschlandpremiere beim kleinen aber ausgesprochen feinen Headbangers Open Air im Norden Deutschlands schickte sich die amerikanische Power Metal-Hoffnung Nr. 1 RIVAL nun an, auch den Süden der Republik zu erobern und um das Fazit vorwegzunehmen, diese Aktion war ein voller Erfolg auf ganzer Linie. Trotz der frühen Spielzeit hatten sich unzählige Headbanger eingefunden, um der Band aus Chicago einen mehr als herzlichen Empfang zu bereiten. Keiner der Anwesenden sollte ein eventuell frühes Aufstehen bereuen. Als Opener wählte die Truppe um Gitarrist Neven Trivic 'Last Rebellion' von ihrer selbstbetitelten Mini-CD, welches aus tausend Kehlen mitgesungen wurde. Obwohl man der Band zu Anfang leicht anmerkte, daß die Balinger Bühne doch mit Abstand größer war, als alles, was sie bisher gewohnt waren, fanden sich die fünf Amis schnell zurecht. Angetrieben vom kraftvollen Drumming von Gary feuerten sie eine Metal-Salve nach der anderen ab, mit Songs wie 'Death Stalker', 'Half Alive' oder 'Strangler' steht ihnen schließlich ein ausreichendes Kontingent potentieller Hits zur Verfügung. Als besonderes Bonbon wurde auch noch ein bisher unveröffentlichtes Stück präsentiert, welches auf dem hoffentlich bald bei einem adäquaten Label erscheinenden nächsten Album zu finden sein wird. Mit dieser erstklassigen und sehr tighten Performance dürften sich RIVAL eine Menge neuer Freunde gemacht haben, denn nach leider viel zu kurzen 40 Minuten hallten die Rufe nach mehr noch einige Zeit nach.
Martin Brandt

RHAPSODY
Nach den überzeugenden RIVAL war es nun auch schon Zeit für die italienischen Leinwand-Freaks von RHAPSODY. Wie im Vorfeld versprochen zeigten die Mannen um Luca Turilli und Alex Staropoli eine durchaus sehenswerte Bühnenshow, welche allerdings für so manchen die Grenze zum Kitsch überschritten haben dürfte. Es ist allerdings eine gelungene Abwechslung, wenn zum Standard-Bandposing auch ein paar Darsteller die Story und die Musik untermalen. Zwar war der Flötist, dessen Spiel eindeutig vom Band kam, eher deplaziert, aber allein die Präsenz des kultigen Erzählers sorgte bei den getreuen Fans für gute Stimmung. Auch die Bühnenaufbauten boten schöne Abwechslung zum sonstigen Auftrittsallerlei. Ist wie immer aber alles Geschmackssache. Musikalisch gesehen boten RHAPSODY eine abgespeckte Version ihrer Tour-Setlist, bei der aber alle Klassiker der Band wie 'Emerald Sword', 'Dawn Of Victory' oder 'Legendary Tales' enthalten waren. Im Vergleich zum durchwachsenen Auftritt in Wacken war auch die Gesangsleistung von Fabio Lione diesmal mehr als befriedigend. Leider war der Soundmensch nicht ganz so gut aufgelegt wie die Band und so gingen einige Details öfters den Bach hinunter. Gerade ein transparenter Sound ist für die extravaganten Kompositionen von RHAPSODY wichtig und trotz dieses Mankos spielte die Band weiter drauflos und steckte auch das Publikum mit ihrer Begeisterung an. Alles in allem ein guter Gig, auch wenn RHAPSODY eher eine Band für die Halle sind, da die Stimmung dort einfach wesentlich dichter ist.
Oliver Weinsheimer

JAG PANZER
Wenn es an diesem Wochenende einen Metal-Gott gab, dann konnte er nur den Namen Harry Conklin tragen. Was dieser Mann leistete, war schier unglaublich, noch am Abend zuvor hatte er mit TITAN FORCE das WOM zum Kochen gebracht und schon erstürmte er (leider viel zu früh und viel zu kurz) mit JAG PANZER die Balinger Open Air-Bühne. Allein mit dem Opener 'Chain Of Command' hatte der Panzer die Konkurrenz schon überrollt. Was danach folgte, waren ausschließlich Hits, die die Fans schlicht zur Raserei trieben, so waren unter anderem 'Iron Eagle', 'Black', 'Future Shock', 'Take To The Sky' sowie der 'Ample Destruction'-Kracher 'Generally Hostile' nicht von dieser Welt und zeigten JAG PANZER in allerbester Verfassung. Leadguitarrero Chris Broderick bewies mal wieder allen, die es noch nicht kapiert hatten, daß er einen Joey Tafolla locker vergessen lassen kann und über die Gesangsleistung des Tyrants braucht man sich auch nicht mehr auszulassen, besser geht es einfach nicht! Von mir aus hätten Harry und Co. ruhig noch stundenlang so weitermachen können (und Songs, die sie hätten spielen können, wären mir auch noch einige einfallen), aber leider stand ihnen (aus mir unerfindlichen Gründen) diesmal nicht die exponierte Stelle im Billing zur Verfügung, die sie noch vor zwei Jahren innehatten. Vom Musikalischen her waren JAG PANZER - ach eigentlich alle Bands, bei welchen der Tyrant singt - Headlinerstatus-würdig! Glücklicherweise durfte er an diesem Tag - unverhoffterweise - erneut das Publikum erfreuen, doch dazu später mehr...
Martin Brandt

BONFIRE
Zunächst einmal ein Kompliment an BONFIRE, denn nicht jede professionell agierende Truppe hätte so schnell und unkompliziert nach dem Ausfall eines anderen Acts innerhalb kürzester Zeit zugesagt und ohne große Vorankündigung den Ersatzspieler gemimt. Aber die Jungs um Claus Lessmann und Hans Ziller sind bekannt für ihre bodenständige, allürenfreie Art und so enterten sie kurzentschlossen die Bretter von Balingen. Die Band machte das einzig Richtige, warf einen großen Balladenanteil über Bord und besann sich großteils auf die rockigen Frühhits der Band-History. Man freute sich, wieder mal alte Kameraden der Marke 'Sweet Obsession' oder 'Don't Touch The Light' begrüßen zu können. Das natürlich auf Metal ausgerichtete Publikum nahm dieses Entgegenkommen der Band dankbar auf und unterstützte den agilen Fronter bereitwillig. Natürlich war das easy listening-Material nicht unbedingt das, was enttäuschte SYMPHONY X-Proggies sich als akustisches Methadonprogramm wünschten, aber angesichts des Dauereinsatzes der gelben Sau from above zuckte auch das ein- oder andere sonnenverwöhnte Beinchen im Takt mit, von dem man es aufgrund des optischen Erscheinungsbildes des Besitzers eher nicht erwartet hätte. Claus & Co. machten jedenfalls das Beste aus der Situation und bei dem des Final-Vortags absolut angemessenen 'Proud Of My Country' klatschte dann auch der unendlich geschmacklos in ein gelbes "Brasil"-Leibchen gewandete junge Mann links neben mir mit... BONFIRE haben die Erwartungen erfüllt, es gab in der Bang Your Head!!!-History schon Auftritte von reinen Metal-Bands, denen nicht halb so viel Energie innewohnte wie dem der Ingolstädter Buam.
Arno Hofmann

TITAN FORCE
Wie geil! Bedauernswerte Gestalten, die sich nicht zu den Freunden und Bewunderern des Tyrants zählen, konnten sich in der Tat belästigt fühlen. Dreimal Onkel Harry innerhalb von noch nicht einmal 24 Stunden! Gibt es etwas Schöneres? Ja! Viermal Onkel Harry. Oder fünfmal... Nun gut, bleiben wir bescheiden und erfreuen uns in der Rückschau an dem Mann, der seine Stimmbänder wie im Triumphzug über dem erhobenen Haupt wie ein Lasso of Steel schwang und damit jeden aufrechten Metal-Fan im eingezäunten Areal zu handlichen Päckchen verschnürte. Welche Pracht, diese kraftvolle, scheinbar durch nichts zu erschütternde Stimme erneut zu vernehmen. Der Ersatz für den leider verschobenen CANDLEMASS-Kultknaller hätte besser nicht sein können. Als echte Kerle überlegte man nicht lange, trommelte die verstreuten Mannen zusammen und ging für die Technik-gehandicapten Metalbrothers aus Skandinavien eben einen Tag früher auf die Bühne. Die Jungs um den Tyrant sehen vom Optischen her zugegebenermaßen nicht mehr so frisch aus, wie man sie noch von den Pics der leider nur zwei TITAN FORCE-Alben kennt. Aber musikalisch haben sie es immer noch vom Allerfeinsten drauf. Und wie sagte es Harry wenige Stunden vorher beim JAG PANZER-Gig so treffend: "Es kommt nicht auf die Länge der Haare an, sondern was du im Herzen fühlst!" Und die Herren Flores & Co. waren wirklich mit dem Herzen dabei. Die gute Dreiviertelstunde Best Of der beiden Scheiben bot alles, was das Herz begehrt. Wehmütige Erinnerungen wurden stählerne Realität und als zum guten Schluß auch noch die heißgeliebte Hymne 'Blaze Of Glory' erklang, war einer der absoluten Höhepunkte des Festivals erreicht. TITAN FORCE bleiben als freundliche, bescheidene und vor allem perfekte Musiker in Erinnerung!
Arno Hofmann

GAMMA RAY
"Alles klar bei euch? Ich will nicht zu lange labern, wir haben keine Zeit." Kai Hansen sprach's und legte mit seiner Truppe los. Ob 'Rebellion In Dreamland', 'No World Order', 'Land Of The Free' oder 'Valley Of The Kings' - bei GAMMA RAY brachte jeder Song Spaß. Bassist Dirk Schlächter verausgabte sich total und wurde von der Stimmung derart mitgerissen, daß er zwischendurch bei einigen Passagen mithüpfte, obwohl seine Beinverletzung vom vergangenen Jahr noch nicht völlig ausgeheilt sein dürfte. That's Metal! Trotz der leichten Veränderung der Anfangszeiten hatte sich ein Riesenpulk von GAMMA RAY-Fans vor der Bühne eingefunden und brüllte enthusiastisch die Songtexte mit. Eigentlich bestand das Programm nur aus Highlights, doch den ersten Peak stellte ganz sicher der dritte Song 'Ride The Sky' dar. Henjo Richter spielte verzückt und gekonnt seine Sechssaitige und Drummer Daniel Zimmermann hat durch die "eigene" Band FREEDOM CALL kein bißchen von seiner Motivation verloren. Neben den brillanten Leistungen der Instrumentalisten stach besonders Kai Hansen hervor. Wie der Bursche sich gesanglich entwickelt hat, ist nur zu bewundern. Er scheint von Auftritt zu Auftritt besser zu werden. Das Publikum dankte es mit nicht enden wollenden "GAMMA RAY!"-Rufen, in Vorfreude auf die Tour im Oktober. Dann werden ausschließlich Stücke gespielt, die selten bis nie im Live-Programm der Hamburger aufgetaucht sind.
Jörg Schulz

FOZZY
Jetzt war endlich FOZZY-Time: Von Bandmaskottchen Arthur samt Deutschlandflagge angeführt, stürmten die Amis um Rockgott Moongoose McQueen die Balinger Bretter, und schon der Opener 'Stand Up And Shout' machte deutlich, daß die Truppe nicht als reines Spaßprojekt abgeschrieben werden durfte. Denn auch wenn sich vor allem Lord Edgar aka Andy Sneap während des Sets mehrere spielerische Fehlgriffe erlaubte und auch Moongoose nicht jeden Ton perfekt traf, hatte ich bei FOZZY jedenfalls bedeutend mehr Spaß als bei manch anderer Combo, die ich im Laufe meiner aktiven Konzertgängerlaufbahn überstehen mußte. Das Laufpensum von Chris "Moongoose" Jericho war jedenfalls unglaublich, und auch sonst wurde schnell klar, daß wir es hier mit einembegnadeten Entertainer zu tun haben. Nach 'Eat The Rich' und 'StayHungry' räumte vor allem 'Balls To The Wall' beim Publikum richtig ab, und auch 'Freewheel Burning' und 'Wrathchild' sorgten für zufriedene Gesichter - sofern man überhaupt Spaß an diesem Gig haben wollte. Anstelle von 'T.N.T.' hätte ich mir zwar lieber 'Blackout' von den SCORPIONS gewünscht, doch mit dem abschließenden 'Live Wire' waren wenigstens alle MÖTLEY CRÜE-Fans zufriedengestellt - denn besser hätte das der dicke Vince auch nicht hinbekommen. Ich fand's spaßig, und vielleicht sollte sich Rob Halford mal von Moongoose zeigen lassen, wie man sich auf der Bühne zu benehmen hat...
Martin Römpp

NIGHTWISH
Zum ersten Male präsentierten sich NIGHTWISH seit der Veröffentlichung von 'Century Child' mit ihren neuen Songs dem deutschen Publikum. Um so gespannter durfte man sein, wie der heimliche Headliner des Freitags diese Songs live darbieten würde,wobei NIGHTWISH ihr Programm routiniert und spieltechnisch einwandfrei absolvierten, ohne daß der Enthusiasmus, der die früheren Shows der Finnen so kennzeichnete,wirklich spür- und greifbar wurde. Klar, Tarja sang auch in Balingen wie eine Göttin, der neue Bassist/Sänger Marco Hietala (Ex-TAROT, Ex-SINERGY) ist zweifelsohne nicht nur aufgrund seiner Coolness und seiner kraftvollen Stimme, die einen markanten Kontrast zum opernhaften Gesang Tarjas bietet, eine Bereicherung. Auch der Rest der Band, allen voran Keyboarder und Bandleader Tuomas Holopainen, überzeugten auf spieltechnischer Ebene, aber alles in allem wirkte das rund einstündige Set trotz allenEngagements der Finnen für mich einen Tick zu routiniert und zu abgeklärt, auch wenn die Fans die Band und ältere Songs wie 'Come Cover Me', 'Wishmaster', 'Slaying The Dreamer' oder 'Beauty & The Beast', sowie die Tracks vom neuen Album wie 'Bless The Child' oder 'Dead To The World' gebührend feierten. Verglichen allerdings mit dem Festivalauftritt in Wacken vor zwei Jahren, der zugegebenermaßen vielleicht der beste ihrer Karriere war, muß man die Perfomance NIGHTWISHs in Balingen als "nur" gut, und eben nicht sehr gut bewerten, halt weil die wirklich magischen Momente fehlten.
Michael Kuhlen

SAXON
Das britische Flaggschiff SAXON hat bereits vor zwei Jahren auf dem Bang Your Head!!!-Festival so hammermäßig abgerockt, daß es wirklich an der Zeit war, den Jungs die Chance zu geben, als Headliner alles platt zu walzen. Des weiteren ist SAXON eine der wenigen Bands, für die der berühmt-berüchtigte Spruch "Früher war alles besser" nicht gilt. Selbst zu 'Wheels Of Steel'- und 'Strong Arm Of The Law'-Zeiten war das Quintett nicht so gut wie heute, und mit Ausnahme der 'Forever Free'-Tour habe ich seit über zwanzig (!) Jahren nur klasse Gigs der Gruppe erlebt. Los ging's bei merklich abgekühlten Temperaturen auf dem Gelände mit 'Killing Ground', '747 (Strangers In The Night)', 'Dogs Of War' und dem KING CRIMSON-Klassiker 'The Court Of The Crimson King', wobei letzterer eigentlich ein Song - ähnlich wie 'Child In Time' oder 'Stairway To Heaven' - ist, den man nicht covern darf... aber Biff Byford und seine Mannen lösten diese schwere Aufgabe mit Bravour! Das einzige, was mich ein wenig nervte, waren Biffs "Old song or new song?"-Einlagen, weil es ja klar ist, was die Fans wollen. Dies bestätigte auch prompt mein Hintermann, der mir mit "Old song, du Arsch!!!" volle Kanne die Gehörgänge freiputzte. Und als hätte Biff diesen Urschrei ebenfalls gehört, ging es mit 'Dallas 1PM' in die Vollen. Die zweistündige Setliste war gespickt mit Klassikern ('Strong Arm Of The Law', 'Motorcycle Man', 'Forever Free', 'Princess Of The Night', 'Backs To The Wall') und als bei 'Power And The Glory', das übrigens dem erkrankten Bobby von OVERKILL gewidmet wurde, Biff - als Engländer wohlgemerkt! - seinen Endspiel-Tip (5:3 für Deutschland) bekannt gab, wurde das von den Fans mit lautstarken "Finale"-Rufen quittiert, die kurz danach von den Pyros brachial weggebombt wurden, was Biff, wie sein schelmisches Lächeln bewies, diebisch freute. Und wenn man schon als Headliner spielt, dann muß bei 'The Eagle Has Landed' natürlich der Adler herhalten. Und obwohl der stählerne Genosse mit seinen knapp 20 Jahren auf dem Buckel fast schon eine Antiquität ist, ist er nach wie vor eine imposante Erscheinung. Bei 'Conquistadores (Heavy Metal Thunder)' durfte Fritz Randow mit einem amtlichen Schlagzeug-Solo glänzen, wobei das kleine Kraftpaket - eine Mischung aus Bill Ward und Cozy Powell - einmal mehr beweisen konnte, daß er neben Jörg Michael der Beste seines Fachs in Deutschland ist. Im Zugabenteil konnten sich die Fans dann noch einmal beim lautstark geforderten 'Crusader' austoben, um danach mit 'Solid Ball Of Rock', 'Wheels Of Steel' (mit obligatorischem Mitsing-Part) und 'Denim And Leather' voll eins in die Fresse zu kriegen. Fazit: SAXON boten 120 Minuten lang eine schweinegeile Performance, die sie nur toppen könnten, wenn sie - wie MANOWAR auf der letzten Tour - eine Stunde dranhängen würden, denn trotz des überragenden Programms gibt es noch genügend Perlen des gleichen Kalibers. Da denke ich vor allem an 'Suzie Hold On', 'Broken Heroes', 'Requiem (We Will Remember)', 'And The Bands Played On', 'Back On The Streets', 'Twenty Thousand Feet', 'Ride Like The Wind', 'Ministry Of Fools'... Ihr seht, die Liste ist (fast) endlos fortsetzbar...
Chris Glaub

Location Festival-Freitag Halle: 

WOM Balingen

Billing Freitag Halle: 

FALCONER
SHADOW KEEP

Festival-Freitag - Hallenprogramm: 

SHADOW KEEP
Es war mehr als überfällig, daß man SHADOW KEEP endlich mal in Deutschland live erleben konnte. Da es für die Engländer bislang mit einer Tour durch Germany noch nicht geklappt hatte, hatten wir unsere damaligen Soundcheck-Sieger zur Clubshow eingeflogen, wo sie uns ebenso wie eine Woche zuvor beim Headbangers Open Air von ihren Bühnenqualitäten überzeugen konnten. Kein Wunder - mit solchem Songmaterial im Rücken kann eigentlich fast nichts schiefgehen. Die Engländer beglückten uns allerdings nicht nur mit Stücken vom formidablen ersten Album 'Corruption Within', sondern spielten auch etliche Tracks von ihrer zweiten Scheibe, die bereits seit längerer Zeit fertiggestellt ist, allerdings immer noch auf einen Veröffentlichungstermin wartet. Das WOM-Publikum ließ sich nicht zweimal bitten und sorgte bei SHADOW KEEP für anständig Action vor der Bühne, was sicherlich nicht nur damit zu erklären ist, daß sie sich nicht die Mißgunst der längsten Gitarristin der gesamten Metal-Szene auf sich ziehen wollte. Doch mit einer Körpergröße von knapp drei bis vier Metern zog Nicki Robson alle Blicke auf sich und ließ beim SHADOW KEEP-Gig ein wenig Assoziationen an die Geschichte von Schneewittchen und den sieben, nein in diesem Fall vier Zwergen aufkommen. Doch Sänger Rogue M. machte nicht nur mit seiner etwas deplaziert wirkenden Sonnenbrille auf sich aufmerksam, sondern vor allem mit äußerst kraftvollem Shouting. Außerdem verstanden es James Daley und Russell King mit Leichtigkeit, eine tighte Rhythmusmauer zu errichten. Und das Riffgewitter von SHADOW KEEP wäre ohne Chris Allen natürlich nur halb so intensiv ausgefallen. Als nächstes darf man uns aus dem Hause SHADOW KEEP bitte umgehend die zweite Platte servieren und dann bitte eine ausgedehnte Tour!
Stefan Glas

FALCONER
Nachdem unser 'Metal Crusade'-Tip SHADOW KEEP gnadenlos abgeräumt hatte, waren sehr viele Fans auf die Livepremiere der Schweden FALCONER gespannt. Im Vorfeld war zu hören, daß die Band eigentlich gar keine Shows spielen wollte. Schließlich wurden sie aber von ihrem Label überredet und stehen nun auf deutschen Bühnen. Zu Beginn des Set lag regelrecht Spannung in der Luft, da auch keiner der Fans wußte, was ihn erwarten würde. Auch die Band wirkte am Anfang etwas gehemmt und sogar schüchtern. Man merkte auch sehr, daß ein Teil der Band im normalen Leben nichts mit Metal am Hut hat und daß sie eine richtige Metal-Performance noch nie gesehen haben. So wirkte vor allem das Stageacting von Sänger Mathias Blad, der aus dem Musical-Bereich stammt, zuweilen sehr exotisch. Aber mit der Zeit pushten sich Band und Publikum gegenseitig hoch und es entwickelte sich eine total entspannte und vor allem positive Stimmung, die sogar den sonst verschlossenen Bandleader Stefan Weinerhall zu einem breiten Grinsen verleitete. Nach einem Drittel des Sets wurde jeder Song gnadenlos abgefeiert und FALCONER steigerten sich in einen Spielrausch, den auch die Band in dieser Art und Weise wohl nicht erwartet hatte. Dazu trug ebenso die gute Songauswahl mit Titeln wie 'Mindtraveller', 'Decadence Of Dignity' oder dem komplett in schwedisch vorgetragenen 'We Sold Our Homesteads' maßgeblich bei. Es kam mir so vor, als hätte die Band an diesem Abend Blut geleckt und man kann auf weitere Konzerte von FALCONER hoffen, denn für ein reines Studioprojekt entfachen sie einfach zu viel Liveenergie. An diesem Abend haben FALCONER auf jeden Fall alle Anwesenden überzeugt! Daumen hoch!
Oliver Weinsheimer

Festival-Samstag, 29. Juni 2002

Messegelände Balingen

Billing Samstag Open Air: 

SLAYER
HALFORD
DORO
NEVERMORE
RAWHEAD REXX
IRON SAVIOR
CANDLEMASS
SHAKRA
VANDEN PLAS
TANKARD
MÄGO DE OZ
S.A. ADAMS

S.A. ADAMS
Die doch etwas kurzfristigen Verschiebungen und Änderungen im Billing hatten zur Folge, daß S.A. ADAMS etwas von ihrer Spielzeit wegkürzen und noch vor dem seit Jahren üblichen Beginn um 10.00 Uhr auf die Bühnenbretter mußten. Doch die Band zeigte sich mehr als kooperativ, wurde doch für Bang Your Head!!!-Dauergast und brother in filth S.A. Adams mit diesem Auftritt ein lange gehegter Traum wahr. Als das New Yorker Trio dann um kurz nach halb neun am Morgen ihren räudigen Sound durch die PA blies, waren zur allgemeinen Überraschung schon an die tausend Banger anwesend, um den Mannen zu huldigen. Diese ließen sich dann auch nicht lange bitten und zogen ohne Rücksicht auf Verluste alle Register, was die anwesende Meute dankend annahm. Vom Krach der Rock 'n' Roller aus dem Koma erweckt, trafen immer mehr Kopfschüttler vor der Bühne ein, um sich das lustige Treiben einzuverleiben. Als Herr Adams zum Abschluß seines Sets noch die Bühnenbretter küßte, war klar, daß die als Bezahlung geforderten drei Weizenbiere die ihnen Horst noch an Ort und Stelle vorbeibrachte, nur noch das Sahnehäubchen für die Combo war. Hat Spaß gemacht!
Jagger

MÄGO DE OZ
Nachdem die Spanier MÄGO DE OZ am Donnerstag noch einen Headliner-Auftritt auf einem großen Open Air in ihrem Heimatland absolvierten, wurde ihr für den Freitag angekündigter Gig auf den Samstag verschoben. Wie sich herausstellte, entpuppte sich dies als ein gelungener Schachzug, denn mit ihrer herzerfrischenden Mischung aus Folk und Metal konnten die Jungs von der iberischen Halbinsel schon zu früher Stunde die Massen mobilisieren. Ich habe bis jetzt auf noch keinem Bang Your Head!!! eine solch große Anzahl an Leuten um diese Uhrzeit vor der Bühne stehen und mitmoshen gesehen. MÄGO DE OZ verbreiteten eine so positive Atmosphäre, daß selbst die letzte Alkoholleiche wieder zum Leben erweckt wurde. Das lag aber auch am exzellenten Stageacting des Sechsers. Vor allem Sänger Jose El Rey merkt man seine jahrelange Bühnenerfahrung an. Besonderes Schmankerl war eine Aktion, bei der er das komplette Publikum aufforderte, sich hinzusetzen. Fast alle machten diesen Spaß auch mit und die Stimmung war danach am Kochen. So etwas habe ich in meiner langen Geschichte an Konzertgängen noch nie erlebt. Auch die instrumentale Vielfalt mit Geige und Ziehharmonika (!!!) tat ihr Übriges. Die Spanier waren zusammen mit CANDLEMASS, SLAYER und den Conklin-Festspielen die Gewinner des Festivals. MÄGO DE OZ haben mit diesem Auftritt mit Sicherheit sehr viele neue Fans dazugewonnen. Fantastisch!
Oliver Weinsheimer

TANKARD
Der Morning After hat ein Gesicht! Massenhaft verquollene Gestalten hasten mit pelziger Zunge Richtung Bühne. Und das frühmorgens! Da kann es nur einen gewichtigen Grund geben: TANKARD. Die Band stürmte auf die Bühne und es traf den mit normalen Geschmacksnerven bestückten Mitteleuropäer fast der Schlag: Gerre im offenen (!) Schlafanzug. Und der Pieselschlitz saß auch noch hinten... In diesem Moment flatterte ein Schmetterling (für die zoologisch interessierten Metaller: Gattung "kleiner Fuchs") an mir vorbei, blickte kurz in Richtung Bühne, setzte sich auf ein Absperrgitter und starb. Kein Witz, der possierliche Flattermann hauchte augenscheinlich wegen Gerres schauerlichem Anblick sein junges, nektarzutzelndes Leben aus. DAS ist Metal! (Und wenn Ihr schön brav seid, liebe Kinder, kommt Märchentante Arno morgen auch zu Euch und erzählt Euch die Geschichte vom sterbenden Schwan im Angesicht von Kerry Kings Igelarmband... - Stefan) Gerre sieht gleichzeitig scheiße aus, tobt wie ein Maniac über die Bühne, scherzt mit dem Publikum, "singt" nebenbei ein bißchen und hält zu allem Überfluß auch noch die Balinger Fauna in Schach. Kann man denn mehr verlangen? Für Unterhaltung war jedenfalls gesorgt. Auch wenn die Truppe für viele Fans zu früh im Billing plaziert wurde, ließen sich die Hessebube den frühen Spaß nicht verderben und steckten mit ihrer Mischung aus alten Klassikern und neuen Hits von ihrer sehr starken 'B-Day'-Scheibe viele der grinsenden Zuschauer an. Egal, ob ein Uralt-Gassenhauer wie 'Mercenary', 'Empty Tankard', oder ein neues Stück à la 'Rectifier', alles klang wie aus einem Guß und machte ganz einfach Laune. TANKARD bewiesen überdeutlich, daß auch nach unglaublichen 20 Jahren Exzeß und Ebbelwoi die Luft noch lange nicht raus ist. The Bembel has landed!
Arno Hofmann

VANDEN PLAS
Nachdem die Prog-Abteilung des diesjährigen Bang Your Head!!! durch die Absage von SYMPHONY X stark dezimiert worden war, mußten VANDEN PLAS die Fahne des Prog hochhalten. Und die Jungs lösten diese Aufgabe mit Bravour, obgleich ihr komplexes Material sicherlich nicht hundertprozentig festivalkompatibel ist. Zudem sah man sich nach dem feurigen Tänzchen von MÄGO DE OZ und der Pyjamaparty von TANKARD einem ausgelaugten Publikum gegenüber. Doch ein Andy Kuntz, der ohne Zweifel zu den besten Frontmännern der gesamten Szene zählt, versteht es, auch aus dieser Situation das Optimum herauszuholen und das Publikum zu fesseln. Außerdem hatten VANDEN PLAS in Anbetracht dieser Festivalsituation einige ihrer härteren Nummern ausgewählt, denen man in Form der grandiosen Ballade 'The Healing Tree' den ruhenden Pol in der Showmitte verlieh. Die Band war auf jeden Fall ein Gewinn für das Bang Your Head!!! und setzte in 'Rainmaker' einen furiosen Schlußpunkt unter ihr Set, der glücklicherweise vom Wettergott nicht erhört wurde. Mit diesem Auftritt sollten VANDEN PLAS sich eine Reihe neuer Fans erspielt haben!
Andreas Thul & Stefan Glas

SHAKIRA
Gespannt konnte man sein, wie sich SHAKRA mit ihrem neuen Sänger Mark Fox präsentieren würden - und um es gleich vorweg zu nehmen, der Jungspund hat seine Aufgabe absolut zufriedenstellend gelöst, auch wenn ihm vor allem in Sachen Kommunikation die nötige Routine noch zu fehlen scheint. Aber wenn man seine Feuertaufe auch gleich beim Bang Your Head!!! zu bestehen hat, ist das auch kein Wunder. Sangestechnisch gab's an dem Burschen jedenfalls nix auszusetzen, denn auch mit ihm gingen Songs wie 'Hands On The Trigger', 'Nothing To Lose' oder 'Why Don't You Call Me' mächtig nach vorne los. Trotz der vorgezogenen Auftrittszeit kamen die Eidgenossen mit ihrer lockeren Art gut an und sorgten für richtig gute Laune unter den Leuten, die nicht unbedingt wegen SLAYER aufs Gelände gekommen waren - und daß SHAKRA inzwischen die besseren GOTTHARD sind, wissen nun auch alle, die sich mit ihren Platten bislang noch nicht auseinandergesetzt haben...
Martin Römpp

CANDLEMASS
"Sunrise I greet you, the beauty of your light, so warm and tender was never the night"... Nicht nur das Balinger Publikum stellte sich bei der schwedischen Doom-Legende als erstaunlich textsicher heraus und sang Stücke wie 'At The Gallows End', 'Samarithan' oder den Mega-Klassiker 'Solitude' vollständig (!) mit, sondern auch das gelbe Rund am Himmel schien sich an der oben zitierten Passage ein Beispiel nehmen zu wollen und brannte während des Gigs von Messiah & Co. unerbittlich hernieder. Eigentlich wäre diese himmlische Unterstützung gar nicht nötig gewesen, denn Leif Edling und seine wiedervereinigte Truppe hatten keinerlei Mühe, das begeisterte Publikum ins Schwitzen zu bringen. Wie schon bei JAG PANZER, SAXON und TITAN FORCE am Tag zuvor, hatten auch CANDLEMASS einfach zu viele hervorragende Songs für ihre Spielzeit. 'Mirror, Mirror', 'Crystal Ball' oder 'Under The Oak' gehörten neben den bereits genannten zum Repertoire der Schweden. Und trotz der völlig Doom-untypischen Helligkeit am frühen Vormittag schonte sich der mönchskuttenbewandete Frontklotz Messiah Marcolin nicht eine Sekunde, neben der tadellosen Gesangsleistung wußte er mit absoluter Fannähe (was wir von einem anderen Herren an diesem Tag leider noch ganz anders erfahren durften) und Enthusiasmus zu überzeugen. Seiner in nicht ganz fehlerfreiem Deutsch vorgetragenen Aufforderung: "Bangen Sie das fucking Kopf!!" folgten die begeisterten Fans nur zu gerne. Und der Verfasser dieser Zeilen stand mit meterhoher Gänsehaut in den ersten Reihen und konnte ausnahmslos freudige Gesichter ausmachen, die alle glücklich waren, dies noch mal erleben zu dürfen! Es wäre eine Schande, wenn sich die Band in dieser Verfassung zur Ruhe setzen würde, denn CANDLEMASS waren - zumindest für mich und trotz teilweise starker Konkurrenz - das absolute Highlight des Bang Your Head!!!-Festivals 2002.
Martin Brandt

IRON SAVIOR
...zeigten sich musikalisch sogar noch vielseitiger als ihre Kollegen von GAMMA RAY am Vortag - sicher eine Folge der Erfahrungen ihres Masterminds Piet Sielck als Produzent. Auch über die Songauswahl konnte nicht gemeckert werden, von 'Coming Home' bis 'I've Been To Hell' waren die Highlights der Band vertreten. Ihr Gig wurde daher zu einer runden Sache, obwohl der Monitorsound ziemlich miserabel war, so daß die fünf Burschen quasi "taub" arbeiten mußten. Vor der Bühne war von diesen Problemen nichts zu spüren. 'Protector' vom exzellenten neuen Album 'Condition Red' war ein klasse Opener. Die Band spielte tight zusammen, die Stimmung untereinander, wie auch der Kontakt zum Publikum war okay. Nun müßte der stimmlich hervorragende Frontmann Piet sich noch optisch und mit seinen Ansagen zu einem solchen entwickeln, dann wäre alles in Butter. Bassist Jan überbrückte immerhin die Zeit des Gitarrenwechsels mit der Frage ans Publikum "Ist bei euch alles im Lack da unten?" Doch um die Dichte des Sounds noch atmosphärischer zu gestalten, dürften die Pausen zwischen den Songs gern kürzer ausfallen. Wer IRON SAVIOR noch nicht ohne Kai Hansen gesehen hatte, durfte erkennen, daß diese Band tatsächlich schon immer ein Eigenleben geführt hat. Gitarrist Piesel, im Nebenjob Gitarrentechniker (im Volksmund "Roadie") für Kai Hansen bei GAMMA RAY, hat einen erstklassigen Job abgeliefert. Bleibt nur zu hoffen, daß die aktuelle Besetzung mit Piet, Piesel, Jan, Thomas und Andreas Bestand haben wird. Dann dürfte noch einiges von den Jungs zu hören sein.
Jörg Schulz

RAWHEAD REXX
...zählten sonnenklar zu den Gewinnern des diesjährigen Bang Your Head!!!. Offenkundig hatten noch nicht viele Fans von dieser Band gehört. Bei den ersten Klängen des Intros 'The Curse' hoben aber doch einige der bequem vor der Bühne zwischengelagerten Metal-Maniacs reptilhaft träge ihre Köpfe. Spätestens mit 'Holy War' und den ersten krachenden Pyros mutierten die Festival-erschöpften ruhenden Leguane wieder zu interessierten Metal-Freaks. Denn die Buben hatten nicht nur einen guten Sound und spielten sich hervorragend durch ihr Set. Sie boten auch die beste Coverversion eines ehedem von Ronnie James Dio gesungenen Stückes auf diesem Festival: 'Heaven And Hell', eingebaut in ihr stark daran orientiertes 'Sons Of Mayhem'. Sänger/Gitarrist/Hauptsongwriter Jürgen Volk ist nämlich nicht nur ein begnadeter Animateur, er weiß seine facettenreiche Stimme auch effektvoll einzusetzen. Vor der Bühne war mittlerweile ein richtiges Gedränge entstanden, aus dem heraus die "RAWHEAD REXX!"-Rufe immer lauter wurden. Nach dem neuen Song 'Metal War', der Appetit auf das zweite Album macht, kam anläßlich der Bandhymne ein riesiger Saurier in der Bauart eines T. Rex auf die Bühne, dessen ungelenke Bewegungen an den frühen Eddie von IRON MAIDEN erinnerten. Damit war der absolute Höhepunkt vorbereitet worden, denn das Quartett ließ mit 'On The Edge' und 'Abandoned' zwei alte Kracher von VICIOUS RUMORS folgen - zur Freude der Band UND des Publikums mit Geoff Thorpe von VICIOUS RUMORS an der Gitarre, der mit ungeheurer Energie die Weite von Bühne und Laufsteg ausnutzte. Die (leider zu kurze) Show endete mit einem fulminanten Gitarrenfeuerwerk und dürfte der Band einige neue Fans beschert haben.
Jörg Schulz

NEVERMORE
Nein, Warrels Haare sind noch dran, auch wenn sein gut behüteter Auftritt erste Schockreaktionen im Publikum ausgelöst hat. Doch schon nach wenigen Augenblicken präsentierte der prächtig gelaunte Shouter seine Matte, die er bei diesem energiegeladenen Auftritt auch dringend nötig hatte! NEVERMORE hatten in Balingen vor allem ihre heftigeren Songs im Gepäck, und mit 'We Disintegrate', 'Narcosynthesis' oder 'The Sound Of Silence' wurde alles in Schutt und Asche geböllert. Ex-VICIOUS RUMORS- und jetzt TESTAMENT-Axeman Steve Smyth fügte sich hervorragend in die Band ein, und vor allem Warrel schaffte es spielend, die Fans zu Höchstleistungen zu peitschen. Nachdem der Blondschopf während des gesamten Gigs die Menge dazu ermutigt hatte, doch zu ihm auf die Bühne zu kommen, fühlte man sich beim abschließenden METALLICA-Cover 'Ride The Lightning' glatt an das legendäre 'Gung-Ho'-Video von ANTHRAX erinnert - so viele Leute habe ich seit einer Ewigkeit nicht mehr auf einer Bühne gemeinsam abbangen sehen, was ein glorreiches Ende für einen bemerkenswerten Gig markieren sollte. Und wenn der Rest der neuen Platte so stark wird wie der exklusiv vorgestellte Titeltrack 'Enemies Of Reality', dann können wir uns schon jetzt auf die nächste Tour der Seattle-Veteranen freuen...
Martin Römpp

DORO
Da Tony Clarkin von MAGNUM nach seinem Auftritt beim Sweden Rock Festival einen Herzinfarkt erlitten hatte, mußte in kürzester Zeit ein gleichwertiger Ersatz her... und da war unsere Metal-Priesterin Doro Pesch ganz klar erste Wahl! Außerdem war sie bestimmt ganz heiß drauf, ihren "Pleiten, Pech und Pannen"-Auftritt vor zwei Jahren auf dem Bang Your Head!!!-Festival im positiven Sinn zu toppen. Zur Erinnerung: Damals konnte DORO nur mit einem abgespeckten Programm, dennoch aber mit einer erstklassigen Performance glänzen, weil der Drummer kurz zuvor das Weite gesucht hatte. Und kann es einen besseren Auftakt als 'Hellbound', 'Burning The Witches', 'I Rule The Ruins' und dem 'Calling The Wild'-Schenkelklopfer 'Burn It Up' geben? Genau, und so herrschte zum ersten Mal an diesem Tag richtige Party-Stimmung auf dem Gelände. Und als DORO zum "metallischen Tango" aufforderte, sind selbst die härtesten Männerherzen dahingeschmolzen. Und in der Tat: Doro sieht immer noch genauso zuckersüß und schnuckelig aus wie vor 15 Jahren, und wenn Basser Nick vor ihr kniend spielt, dann darf man sich schon fragen, ob ein Job als CD-Disponent, Leiter einer Werbeagentur, Schreiberling oder Politiker wirklich so erstrebenswert war und eine vernünftige Ausbildung am Viersaiter nicht doch die bessere Wahl gewesen wäre... Neben bewährten Hits - da durften natürlich 'Für immer', 'East Meets West' und die All Time-Hymne 'All We Are' nicht fehlen - mischte unser Fräuleinwunder die Meute mit 'Hellraiser' und dem BILLY IDOL-Cover 'White Wedding' kräftig auf und gab ganz nebenbei gleich drei Stücke aus ihrem vielversprechenden und im August erscheinenden Album 'Fight' zum Besten. Mit 'Ich will alles' - das glaube ich dieser Frau aufs Wort! - verabschiedete sich DORO nach einer knappen Stunde und der einzige klitzekleine Kritikpunkt meinerseits ist die Tatsache, daß 'Love Me In Black' - vor zwei Jahren in einer Killerversion an gleicher Stelle vorgetragen - diesmal nicht mit von der Partie war. Ansonsten: allererste Sahne!
Chris Glaub

HALFORD
Verdammt, mich interessiert es nicht im geringsten, welche Laus Herrn Halford am heutigen Tag über die Leber gelaufen ist - denn das, was der Metal-God in Balingen abgezogen hat, ist schlicht und ergreifend eine Frechheit. Ob es nun an der Verzögerung lag, die seine eigenen Techniker durch einen kaputten Amp in der Backline zu verantworten hatten, oder am Fehlen seines Harley-Auftritts - nichts rechtfertigt es, seine Fans so zu behandeln, wie es Rob Halford beim Bang Your Head!!! getan hat. Während des kompletten Gigs ließ sich der Meister zu keiner einzigen Ansage herab, kein einziges Dankeschön kam über seine Lippen, obwohl gerade die vorderen Reihen trotz allem noch bereit waren, mitihm abzufeiern. Dabei hätte es alles so einfach sein können, schließlich war die Setlist klasse, und bis auf ein paar Ausfälle bei 'Painkiller' war der Herr auch ganz passabel bei Stimme. Wenn er dann aber mit einem einzigen Gig quasi die komplette Promotionkampagne für's neue Album 'Crucible' in den Gulli kickt, ist dem guten Rob wohl wirklich nicht mehr zu helfen. Das Ablesen der Texte vom Teleprompter hätte ihm jeder verziehen - die Arroganz dem Publikum gegenüber kann sich jedoch auch ein selbsternannter Gott nicht erlauben...
Martin Römpp

SLAYER
Tja, eigentlich waren NEVERMORE ja fast die härteste Band des Festivals. Eigentlich? Ja, denn nach dem Zugrabetragen der Legende Rob Halford (was für ein miserabler Gig!) standen natürlich noch SLAYER als DER krönende Abschluß in den Startlöchern. Und diesen Job erledigten die Totschläger nach allen Regeln der Kunst. Mit Dave Lombardo an den Drums kam Balingen in den Genuß, die Originalbesetzung der Thrash-Götter bestaunen zu dürfen, die, im Vergleich zum eine Viertelstunde kürzeren Böblingen-Auftritt bei der letztjährigen 'Tattoo-The-Planet'-Tour, diesmal kaum Verschnaufpausen oder lange Ansagen von Mr. Araya am Start hatten, sondern einfach pur ihre Killersongs auf die lechzende Meute losließen, daß meine Stimmbänder und Nackenmuskeln noch Tage später um Gnade winselten. Die 90-Minuten-Vollbedienung boten einen guten Querschnitt aller Bandphasen mit erstaunlich vielen Tracks neueren Datums wie 'Darkness of Christ', 'Disciple', 'Stain Of Mind', 'Dittohead', 'Bloodline' und 'God Sent Death' und einer dezenten, aber sehr effektiven Lightshow (obwohl ich zugeben muß, davon nicht allzu viel mitbekommen zu haben, da man beim Ausrasten und Durchdrehen kaum noch gezielt nach Showschmankerln Ausschau halten kann!). Daß die absoluten Highlights teils im Dreier- oder Viererpack gnadenlos am Stück abgefeuert wurden, stellte die SLAYER-Jünger auf eine ganz harte Durchhalteprobe. So gab es zwischen 'Postmortem', 'Raining Blood' und 'Hell Awaits' genausowenig eine Pause, wie zwischen 'Dead Skin Mask', 'Season In The Abyss', 'Mandatory Suicide' und 'Chemical Warfare', mit denen der Hauptteil der Show abgeschlossen wurde. Als laut geforderte Zugaben gab es dann freilich noch 'South Of Heaven' und 'Angel Of Death' geschenkt, und danach war leider unvermeidlich und trotz massiver SLAYER-Rufe Schluß, und das große Feuerwerk wurde gestartet. Grandioser Abschluß eines tollen Festivalwochenendes!
Hage

Loacation Festival-Samstag Halle: 

WOM Balingen

Billing Samstag Halle: 

AGENT ORANGE

Festival-Samstag Hallenprogramm: 

AGENT ORANGE
Seit diesem heiligen Tag hätte Balingen den Namen Pfiste Rock City tragen können. Tut es aber nicht, weil sich die Gerüchte, die im Vorfeld die Runde machten, nicht bestätigten. Gut informierte Kreise wollten wissen, daß der HOW-Geschmacksterrorist Dietmar Pfister im Rahmen des Bang Your Head!!! 2002 mit seiner ehemaligen Combo AGENT ORANGE die Bühne wieder besteigen werde. Doch Pfiste schaffte es nicht mehr, alle seine Posen einzustudieren, so daß er es leider seinem Kollegen Weinsi nicht gleichtun konnte, der im letzten Jahr bei PARADOX einen Song mitgesungen hatte. Bei AGENT ORANGE hatte Pfiste in seinem letzten Leben den Baß bedient, doch dann wandte er sich verstärkt den Freuden des Bleistifts zu. Der Rest der Jungs ist hingegen schon seit Jahren als JUDAS PRIEST-Coverband mit Namen JUST PRIEST unterwegs und so mußten sie folglich auch den Abschluß des Bang Your Head!!! allein bestreiten. Verständlicherweise war nach einem zweieinhalbtägigen metallischen Dauerbeschuß die AGENT ORANGE-Show ein eher gediegenes Happening. Eine Handvoll Fans hatte sich eingefunden, um das Wochenende im WOM ausklingen zu lassen. Diese hatten alle an den Tischen und den Glaskästen Platz genommen, um dem Programm zu lauschen, das hauptsächlich aus Coverversionen von Acts wie DEEP PURPLE, TWISTED SISTER und natürlich JUDAS PRIEST bestand und mit einigen AGENT-Eigen-ORANGEn angereichert wurde. In der Frontrow fanden sich lediglich ein entfesselter Headbanger sowie ein standhafter Kameramann mit arg hardcorigem Outfit ein. Beiden steht die Medaille "Mr. Most Metal - BYH!!! 2002" zu!
Stefan Glas

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