BYH!!! Rückblick 2006

2006

Die Einleitung

Wahnsinn!!! Das elfte Bang Your Head!!! ist inzwischen Geschichte - Geschichte, die es hier und heute aufzuarbeiten gilt.

Nun denn, wir erinnern uns: Letztes Jahr beschloß Uns-Horst in einem für alle Parteien bewegenden Moment, das inzwischen etablierte Festival entgegen seiner ursprünglichen Überlegungen doch nicht zu den Akten zu legen. Ihm imponierte vor allem das in Worten kaum zu beschreibende Zusammengehörigkeitsgefühl, die Hilfsbereitschaft und folglich auch die Solidarität, die all denen (seien es nun Fans, aber auch Bands...) entgegengebracht wurde, die unter den unliebsamen Folgen des vermaledeiten Sturms, der da letztes Jahr über Balingen hinwegfegte, zu leiden hatten. Hell yes, auch das ist Metal - möglicherweise gar die einzig wahre, zumindest aber die einzig erstrebenswerte Form des Heavy Metal!

Um so erstaunlicher ist in diesem Zusammenhang, daß der gehegte (und von vielen Fans auch gelebte) Solidaritätsgedanke bei einigen wenigen mehr oder weniger abrupt am heimischen CD-Player endet. Yep, das Schmökern im Gästebuch unserer Homepage www.bang-your-head.de ist bisweilen durchaus amüsant. Insbesondere immer dann, wenn sich eingefleischte Fans aus den unterschiedlichsten Lagern über das jeweilige Bang Your Head!!!-Billing auslassen, kommt es häufig zu haarsträubenden Äußerungen, die an Intoleranz und profanem Kleinbürgertum nicht zu überbieten sind.

Klar will jeder „seine“ Bands vor Ort in Augenschein nehmen, aber steht der Name Bang Your Head!!! nicht auch für ein gemeinsames Abfeiern eines gemeinsamen Nenners? Um es mit Horst Köhlers Worten zu sagen: „An diesen drei Tagen im Jahr sind wir alle Deutschl… ähm…Metal oder Hardrock oder Rock oder whatever!“

Es sind für uns die kleinen Dinge, die beim Bang Your Head!!! einen Hauch von Lebenslust verbreiten. Nehmen wir den (uns leider nicht namentlich bekannten…) in ungewaschener Jeans-Kutte gehüllten DEATH ANGEL-Fan, der im Verlaufe des - nebenbei gesagt famosen! - FOREIGNER-Gigs die jeweiligen Hits der Band mit der gleichen Inbrunst mitschmetterte, als stünden da oben auf den Brettern, die die Welt bedeuten, gerade Mark Osegueda und seine Mannen. Kurzum: Unser Rat an diejenigen, die sich nun (hoffentlich) angesprochen fühlen: Denkt mal darüber nach!

Stichwort DEATH ANGEL: Zum wiederholten Mal mußten die Bay Area-Thrasher auf geliehenes Equipment zurückgreifen. Die Jungs haben aber auch wirklich Pech. Erneut kamen ihre Instrumente, was entweder am Flughafenpersonal oder an der jeweiligen Fluglinie lag, nicht rechtzeitig auf dem Festivalgelände an. Egal, DEATH ANGEL kann man zur Not auch mit einem Dutzend Blockflöten, Rasseln und/oder Triangeln auf die Bühne stellen - das Ergebnis ist immer das gleiche: GEIL, GEIL, GEIL!

Was noch? Yeah, pünktlich zum Festivalbeginn erschienen via e-m-s, unserem Partner in Sachen audiovisueller Verewigung des Bang Your Head!!!, zwei für unsere Begriffe (hähä!) essentielle DVDs.

Zum einen in Buchform (Earbook) die limitierte Collector’s Edition der seit ein paar Monaten erhältlichen Bang Your Head!!!-Best-Of-DVD und zum anderen die knorke Doppel-DVD des letztjährigen Spektakels, die stilecht im güldenen Pappschuber daherkommt. Horst und Uwe Lerch (in charge bei e-m-s) ließen es sich nicht nehmen, kurz vor dem WM-Spiel Deutschland vs. Schweden den liebenswerten „gepanzerten Heiligen“ in der EMP-Lounge das erste Exemplar der Collector’s Edition (auf der ARMORED SAINT bekanntlich vertreten sind) feierlich zu überreichen. John Bush & Co., die kurz zuvor noch einen Hammergig vor dem Herrn ablieferten, waren sichtlich gerührt und wirkten irgendwie auch „a bisserl impressed“…

Apropos „beeindruckend“: Trotz (oder gerade wegen?) der Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land ließen es sich viele Fans nicht nehmen, auch dieses Jahr in Balingen vorbeizuschauen. Dafür ein „herzliches Dankeschön!“. Ganz lösen konnten (und wollten) wir uns von Klinsis Buben aber dann doch nicht. Wer mochte, konnte es sich jedenfalls im Party- und/oder im VIP-Zelt, aber auch in diversen Containern (Travel Office, etc.), der EMP-Lounge oder zur Not eben auch im klimatisierten Tourbus von STRATOVARIUS (gell, Herr Kupfer?!) bequem machen und sich dort den verheißungsvollen (und aus Sicht der Deutschen äußerst erfolgreichen) Achtelfinal-Stauch gegen die elf „Schwedinnen“ einverleiben. Eben so, wie es beispielsweise die Schweden UNLEASHED im VIP-Zelt taten, die ihr Waterloo inmitten deutscher Schlachtenbummler erlebten. Nur soviel: Wer den Schaden hat, muß für den Spott nicht sorgen!

Tougher als beim Mädchenfußball ging es indes beim Heavy Metal-Tattoowettbewerb in der EMP-Lounge zu. Zwei Mannen lieferten sich letztendlich unter den wachsamen Augen der kompetenten Jury (bestehend aus Uns-Jagger, dem Tätowier Magazin-Herausgeber Dirk-Boris, Anders (UNLEASHED) und last but not least Jörg Michael himself - u.a. STRATOVARIUS) ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Was uns aber am meisten begeisterte, war die Vielzahl an Bang Your Head!!!-Logos, die sich die jeweiligen Fans da stechen ließen. Hammer, ohne wenn und aber!

Für einen grellen Look sorgten auch die orangefarbenen Jägermeister-Hüte, die es beim gleichnamigen Stand für einen schlappen (T)euro zu erstehen gab. Der Sunblocker der etwas anderen Art sorgte für ein Szenario, das an ein holländisches Auswärtsspiel im Süden der Republik erinnerte. Ohne modischen Schnickschnack, dafür aber mit einem wunderbaren Gebräu, kamen die Jungs und Mädels vom Jack Daniels-Stand daher. Warum ich das hier dennoch so explizit erwähne? Nun, man ließ es sich nicht nehmen und versorgte die durstigen Rocker (allen voran den partytauglichen und nach wie vor „in shape“ befindlichen VENGEANCE-Sänger Leon Goewie), die fleißig Autogramme schrieben, stets mit eisgekühlten Jackys - auch hierfür „recht herzlichen Dank" von unserer Seite!

Sodele, genug geschwafelt - wir sehen uns in alter Frische am 22. und 23. Juni 2007 wenn es wieder einmal heißt: „Bang das fuckin’ Kopf!“
Peter Fischer

Warm-up-Show Donnerstag, 22. Juni 2006

Ort der Warm-Up-Show: 

WOM Hechingen

Billing Warm-Up-Show: 

TONY MARTIN
RAVEN
BEYOND FEAR
ABANDONED

ABANDONED
ABANDONED aus Hessen sorgten in den letzten Jahren für ziemlichen Gesprächsstoff. Sei es nun durch das Verteilen von bunten Papiertröten mit Bandaufklebern auf Festivals, einer „Zipped Version“ des Songs ‘I Am The Sun’ auf ihrer EP ‘Misanthrope’, bei der sie erfolgreich versuchten, die Gitarren durch Reißverschlüsse zu ersetzen - oder einfach nur, weil sie gute Musik machen und so z.B. im April 2004 das Demo des Monats fürs Rock Hard ablieferten und im Folgejahr als Sieger aus dem mp3-Wettbewerb SIMeVIL hervorgingen. Wie dem auch sei, auf alle Fälle gaben ABANDONED bei der Warm-up-Show mächtig Gas und ließen die Bang Your Head!!!-Absage von EXODUS fast vergessen. Dem Publikum bot sich ein wahres Feuerwerk an Old School Thrash gepaart mit denkwürdig beknackten Ansagen von Sänger/Gitarrist Kalli, bei denen auch der letzte Zuschauer vor Lachen sein Bier absetzen mußte. Nach dem Motto „Hand- bzw. Fußkäs’ mit Musigg“ (den man nach drei Tagen Festival angeblich bekommen soll), hauten Holg, Günt, Konny und Kalli einen Thrash-Knaller nach dem anderen runter. Die meisten der Stücke stammten vom Silberling ‘Thrash Notes’, darunter ‘Holy Terror’, ‘Demonic’, sowie ‘Hell Is Home’ und ‘Take The Spell’, an denen die Herren Hetfield und Hammett sich ein Beispiel nehmen könnten, anstatt ‘Master Of Puppets’ vor einem Popper-Publikum zu präsentieren oder wieder etwas Uninspiriertes wie ‘St. Anger’ abzuliefern. ABANDONED jedenfalls hatten das Motto des Festivals verstanden und sorgten mit ihren „Birnenabschraubern“ für ein wohliges Gefühl in der Nackengegend.
Daniel Wamsler

BEYOND FEAR
Gespannt warteten viele auf die Beantwortung der Frage: Kann Tim Ripper Owens mit eigenen Songs auf einer kleinen Club-Anlage überzeugen? - Er kann! Auch wenn der Sound nicht gerade der beste war - die tiefergestimmten Gitarren rumpelten doch heftigst durch den Saal - lieferten BEYOND FEAR eine erstklassige Show ab. Immer wieder interessant, mit welch scheinbarer Leichtigkeit der Sänger seinem Zwerchfell die kräftigsten Töne entlockt. Zwar wird Owens die über Jahre einstudierten Rob Halford-Posen vermutlich nie wieder ganz loswerden, aber wen juckt das schon?! Ebenfalls als Kämpfer an vorderster Front erwies sich Baßmann Dennis Hayes, der manchem eventuell noch von SEVEN WITCHES-Zeiten her bekannt sein dürfte. Fast schien es, als würde er sich bei jedem einzelnen Song vollends verausgaben, so daß ihm bereits nach wenigen Minuten der Schweiß aus allen Poren tropfte. Neben den Stücken vom BEYOND FEAR-Album blieb genügend Raum für zwei Titel aus Rippers JUDAS PRIEST-Repertoire. Verständlicherweise keine Halford-Klassiker, sondern Songs der Alben ‘Jugulator’ und ‘Demolition’. Leider war das riffige ‘Bullet Train’ ebenso wenig dabei wie die FLEETWOOD MAC-Coverversion ‘The Green Manalishi’, die Ripper und seine Jungs noch auf dem Rock Hard Festival in Gelsenkirchen zum Besten gegeben hatten. Dafür gab’s ein hammergeiles Medley aus BLACK SABBATHs ‘War Pigs’ und ‘Neon Knights’, mit denen Owens nochmals unter Beweis stellte, daß er selbst Größen wie Dio und Ozzy Osbourne das Wasser reichen kann.
Daniel Wamsler

RAVEN
Nach dem vor allem in der ersten Hälfte furiosen BEYOND FEAR-Gig, der allerdings keine wirklich euphorischen Zuschauerreaktionen hervorrief, konnten die NWoBHM-Veteranen RAVEN die Stimmung erstaunlicherweise von Beginn an toppen und summa summarum gar als Sieger aller Acts in Sachen Publikumsresonanz aus dem Club-Gig hervorgehen, da man sich überwiegend auf die Klassiker der frühen Alben - darunter ‘Take Control’, ‘Mind Over Metal’, ‘Live At The Inferno’ und ‘All For One’ - konzentrierte. Klar, das Eierschneidergejaule von John Gallagher war und ist absolute Geschmackssache, aber der simpel-effektive, mit wilden Breaks durchsetzte Metal des Trios, mit chaotischem Charme und energetisch-offensivem Bühnengebaren dargeboten, entfaltet gerade auf einer kleinen Bühne und bei hautnahem Kontakt zu den Fans seine Wirkung, was wohl auch DEATH ANGEL-Frontmann Mark Osegueda so sah, der den Auftritt mit einem glücksseligen Grinsen und erhobenen Fäusten verfolgte und darüber hinaus respektable Textsicherheit bewies - so outen sich Fans in der Hitze der Nacht. In ‘Break The Chain’ baute die Band als Clou ein wild zusammengewürfeltes Party-Medley ein, das sich unter anderem aus ‘Need Your Love’ (CHEAP TRICK), ‘Genocide’ (JUDAS PRIEST), ‘Dog Eat Dog’ (AC/DC) und ‘Symptom Of The Universe’ (BLACK SABBATH) zusammensetzte, und zollte so einigen ihrer musikalischen Heroen Respekt. Nach einer reichlichen Stunde verließen die Herren Gallagher, Gallagher und Hasselvander dann unter lautem Applaus die Bühne.
Alexander Kolbe

TONY MARTIN
Diese Truppe entpuppte sich als eine der großen Überraschungen des Festivals, hatten doch viele den ehemaligen (und leider auch schwächsten) BLACK SABBATH-Sänger schon lange abgeschrieben. Denn Tony Martin war einige Zeit für die Metal-Szene ein „Problemkind“, da es ihm nach den Heroen Ozzy und Dio sowie den Interimslösungen Gillan und Hughes an Adäquanz zum Sound der Band mangelte. Andererseits konnte er sich im Schatten der Großen auch nur spärlich entwickeln. Doch mit seinem Album ‘Scream’ und etlichen guten SABBATH-Anklängen aus dem vergangenen Jahr ließ er die Kritiker verstummen. Seither ist der für die kompositorische Dichte verdammt wichtige und vorher 25 Jahre lang in Diensten von BLACK SABBATH stehende Keyboarder Geoff Nicholls sein wichtigster Begleiter. Außerdem wurde Tony durch seinen Sohn Joe Harford (g), Fabio Cerrone (g), Jamie Mallender (b) und Danny Needham (d) begleitet. Das Programm stand von vornherein fest: Wer, wenn nicht Tony Martin, sollte die Songs aus seiner BLACK SABBATH-Periode auf die Bühne bringen? So startete er mit seinen Jungs von Beginn an voll durch: ‘Lawmaker’, ’Devil And Daughter’, ‘Eternal Idol’, ‘The Hand That Rocks The Cradle’ und ‘I Witness’ deuteten unaufhaltsam auf den ersten Höhepunkt hin: ‘When Death Calls’. Nach der anschließenden Bandvorstellung folgte die einzige schwache Interpretation dieser Show, denn an ‘Children Of The Sea’ hatte sich Herr Martin ja schon in seiner aktiven Zeit mit Riffgott Tony Iommi die Zähne ausgebissen. Andererseits gelang dadurch ein nahezu organischer Übergang zu dem EMPIRE-Stück ‘Raven Ride’ mit Rolf Munkes an der Gitarre. Nach dem folgenden ‘Breathe’ fand die Präsentation neuer Songs mit dem ungewöhnlichen Titelstück ‘Scream’ des Albums der TONY MARTIN BAND (mit Tony an der Violine) und dem kraftvollen ‘Raising Hell’ ein Ende. ‘The Shining’ und ‘Headless Cross’ bildeten den würdigen Abschluß einer überzeugenden Show.
Jörg Schulz

Festival-Freitag, 23. Juni 2006

Location Festival-Freitag Open Air: 

Messegelände Balingen

Billing Freitag Open Air: 

IN FLAMES
FOREIGNER
HELLOWEEN
DEATH ANGEL
JON OLIVA’S PAIN
RAVEN
VENGEANCE
FLOTSAM AND JETSAM
LEATHERWOLF
COMMUNIC
HELLFUELED

HELLFUELED
Die Ehre, das diesjährige Bang Your Head!!! Open Air zu Balingen eröffnen zu dürfen, fiel den Schweden HELLFUELED zu, die Aufgabe, den Auftritt der Band in aller Herrgottsfrühe unter die Lupe zu nehmen, meiner Wenigkeit (danke Jungs, ich weiß das zu schätzen!). Also nach dem Clubgig der vorigen Nacht, zirka fünf Stunden Schlaf und einem passablen Frühstück losgezogen zu Sänger Andy Alkman (netter Name auch) und seiner Combo, die pünktlich um 10 Uhr bei noch bewölktem Himmel die Bühnenbretter erklomm. Und schnell war klar, daß die Jungs, die live nicht ganz so stark nach den frühen OZZY-Sachen klingen wie auf Platte, gut geeignet sind, die Müdigkeit zu vertreiben. Zwar war das Stageacting der Band - möglicherweise auch aufgrund der unchristlichen Uhrzeit - etwas statisch, aber die Songs der bisher veröffentlichten beiden Langeisen ‘Volume One’ und ‘Born II Rock’, darunter ‘Let Me Out’, ‘Regain Your Crown’, ‘Old’ und der wohl bekannteste Track der Band, ‘Midnight Lady’, wissen durchaus zu überzeugen. Das sah auch das Publikum so, das sich in Anbetracht der Uhrzeit in respektabler Zahl vor der Bühne versammelt hatte, so daß HELLFUELED adäquaten Applaus für ihre grundsolide Darbietung erhielten. Und als dann pünktlich zum Ende des Auftritts auch noch die Sonne durch die Wolken brach und das übliche Bang Your Head!!!-Wetter einsetzte, war eh alles in Butter.
Alexander Kolbe

COMMUNIC
Nachdem EXODUS ihren Platz im Billing kurz vor dem Festival-Termin recht unprofessionell geräumt hatten, konnten ganz spontan unsere Soundcheck-Abräumer von COMMUNIC als Ersatz verpflichtet werden. Auch wenn die Norweger schon kurz nach dem Frühstück die Bühnenbretter entern mußten, hatten sich schon jede Menge Fans auf dem Asphalt versammelt, um den progressiven Klängen der Band zu lauschen. Und die kamen in bemerkenswerter Präzision aus den Boxen – kaum zu glauben, daß es die Truppe in der minimalistischen Trio-Besetzung schafft, ihre komplexen Songs auch live dermaßen perfekt zu inszenieren. ‘Frozen Asleep In The Park’ knallte ebenso mächtig wie ‘Fooled By The Serpent‘ oder der Debüt-Hammer ‘Conspiracy In Mind‘ – nur in Sachen Bühnenpräsenz müssen die Herren Stensland und Mortensen noch einiges zulegen. Logisch, daß Oddleif dank seiner Doppelfunktion als Sänger und Gitarrist meist an den Mikroständer gefesselt ist, doch zumindest Bassist Erik könnte den dadurch – gerade auf einer großen Bühne wie beim BYH – vorhandenen Raum besser nutzen. Vielleicht sollte man ja doch darüber nachdenken, einen zweiten Gitarristen mit auf Tour zu nehmen? Doch egal, hauptsächlich kommt es ja auf die musikalische Darbietung an, und die haben COMMUNIC einmal mehr vorzüglich abgeliefert, was den Nordlichtern auch in Balingen eine Menge neuer Freunde beschert haben dürfte. Well done!
Martin Römpp

LEATHERWOLF
Mit großer Skepsis sahen viele Fans dem ersten Auftritt des neuen LEATHERWOLF-Line-ups in deutschen Gefilden entgegen. „Würden die einstigen Heroen auch nach einem ordentlichen Schwung am Besetzungs-Karussell die alten Klassiker noch gut rüberbringen können?“, war die bange Frage, die allen Die-Hard-Fans auf der Zunge lag. Fazit des mittäglichen Auftritts beim Bang Your Head!!! 2006: Jawoll, sie können! Ich muß sogar sagen, daß mir dieser Gig um einiges besser gefallen hat als die Stippvisite beim Wacken Open Air vor einigen Jahren (damals noch im klassischen Line-up), was nicht zuletzt an der geilen Songauswahl lag, die die Lederwölfe präsentierten. Mit ‘Derailed’ und ‘Live Or Die’ wurden lediglich zwei Stücke des neuesten Longplayers ‘World Asylum’ (der am Tag des Auftritts veröffentlicht worden war) gespielt. Ansonsten hielt man sich an altbewährte Klassiker wie ‘Rise Or Fall’, die Ohrwürmer ‘Street Ready’ und ‘Thunder’, sowie ’Gypsies & Thieves’ und ‘The Calling’. Auch das Debütalbum wurde mit ‘Season Of The Witch’ und ‘Spiter’ berücksichtigt. Neu-Vocalist Wade Black (Ex-CRIMSON GLORY, Ex-SEVEN WITCHES) und der gerade hinzugestoßene Klampfer Eric Halpern (Ex-DESTINY’S END) fügten sich gut in die Band ein und trugen mit ihrer soliden Performance dazu bei, daß die Präsentation der Songs auch eingefleischten Fans gut gefallen haben dürfte. Für mich waren LEATHERWOLF auf jeden Fall ein frühes Highlight des elften Bang Your Head!!!-Festivals.
Martin Brandt

FLOTSAM AND JETSAM
Eher durchwachsen präsentierten sich FLOTSAM AND JETSAM auf dem Balinger Messegelände, zumindest musikalisch. Mit dem klassischen ‘Hammerhead’ vom ersten Album ‘Doomsday For The Deceiver’ aus dem Jahr 1986 eröffnete die Band aus Phoenix, Arizona ihr Set. Gleich hinterher knallte der Opener ‘The Master Sleeps’ von der 1990er Scheibe ‘When The Storm Comes Down’. Zugute halten muß man den Musikern um Sänger Eric A.K. und Gitarrist Edward Carlson, daß kein einziger der gespielten Songs jünger als vierzehn Jahre war. Die Materialschlacht begrenzte sich ergo auf die ersten vier Alben, obwohl die Band seit ‘Cuatro’ nicht untätig gewesen ist. Nacheinander dröhnten ‘Hard On You’, ‘Swatting At Flies’, ‘No Place For Disgrace’, ‘Escape From Within’ und schließlich ‘Secret Square’ über die Köpfe der Fans hinweg. Als Krönung fehlte nur noch ‘Suffer The Masses’, welches mir zu MTVs Headbanger’s Ball Zeiten ebenso kaum aus dem Kopf ging wie Moderatorin Vanessa Warwicks Netzstrümpfe und andere enge Fetzen, die ihren gutgebauten Körper bedeckten. Schade, sonst hätte ich den Auftritt von FLOTSAM AND JETSAM vermutlich mit anderen Augen betrachtet. Als kleine Vertröstung gab’s dann immerhin noch eine Coverversion von BLACK SABBATHs ‘Fairies Wear Boots’. Und damit ein noch älteres Stück als dessen Vorgänger. Ingesamt ein durchaus gelungener Auftritt, dem einfach noch das Tüpfelchen auf dem „i“ fehlte. Sie müssen ja nicht unbedingt mit Jason Newstead oder Phil Rind auftreten, aber meinen Lieblingssong weglassen? Ai Caramba!
Daniel Wamsler

VENGEANCE
Mein Fresse, was hatten die Holländer ihren Spaß! Anders ist die Leistung der wiederbelebten VENGEANCE nicht zu erklären. Nach dem Intro legten die Herren - allen voran Sänger und Fronmann Leon Goewie - sofort mit dem Klassiker ‘Rock’n’ Roll Shower’ los und erzeugten damit die gewünschte Partystimmung im gut gefüllten Rund. Der Titeltrack des neuen Albums ‘Back in The Ring’ folgte, und das Publikum tat es auch, denn Spielfreude, eine tight spielende und überaus bewegungsfreudige Band ließen die Stimmung während des gesamten Sets nicht abflachen. ‘No Mercy’ sozusagen für das Partyvolk, welches einen mächtig knallenden und recht harten Sound präsentiert bekam. Einzelne Musiker muß und kann man hier gar nicht hervorheben, denn Courbois, Zandt und Gitarrero Peter ‘Slash’ Bourbon waren schlicht eine einheitliche „straight in your face"-Rock-Unterhaltungsforce, die in der knapp bemessenen Spielzeit zur Bestform aufliefen und jede Menge Sympathie und Neufans sammeln konnten. Fürs Auge spazierten zusätzlich vier appetitliche Nummergirls in Goldhandschuhen (und sonst recht wenig) über die Bühne. Höhepunkt war natürlich der VENGEANCE-Hit ‘Arabia’, bevor ‘Power Of Rock’ in einer ausgiebigen Wasser- und Bierdusche Leons ausartete und das Set beendete. Fazit: Mit den Holländern ist definitiv wieder zu rechnen!!!
Sven Bernhardt

RAVEN
Nach einer kurzen Verspätung - Gitarrist Mark Gallagher wollte sich laut seines Bruders John noch eine andere Hose anziehen - legten die Engländer mit Wohnsitz USA furios mit ‘Take Control’ vom legendären Album ‘All For One’ los. Wie schon beim fünften Keep It True-Festival haben die Jungs nichts von ihrer Spielfreude der Anfangstage verloren. John meistert immer noch mühelos die extrem hohen Schreie, seit jeher eins der Markenzeichen der Band. Weiter ging es mit dem überraschenden ‘Lambs To The Slaughter’ und dem ersten Stimmungshöhepunkt ‘Live At The Inferno’. Das Publikum dankte die explosive Show mit frenetischen Beifall, und nach dem hervorragenden ‘All For One’ kamen die Bang Your Head!!!-Besucher erstmals in den Genuß eines neuen Stückes namens ‘Breaking You Down’, welches stark an die Frühphase von RAVEN erinnerte. Nach dem lauthals mitgesungenen ‘Rock Until You Drop’ mußte John eine kleine Solopassage einlegen, da der Amp von Gitarrist Mark den Geist aufgab. Aber eine so routinierte Band wie RAVEN steckt so etwas weg wie nix, und kurz darauf ging es weiter mit einem Medley, auf welches das abschließende ‘Break The Chain’ folgte. Wenn man die „alten Herren“ so auf der Bühne rumturnen sieht, fragt man sich wirklich, warum viele junge Bands heutzutage so statisch auftreten. RAVEN hingegen sind auch im fortgeschrittenen Alter Entertainment pur und haben das beim Bang Your Head!!! wieder einmal bewiesen. Wollen wir hoffen, daß sie uns noch lange erhalten bleiben!
Oliver Weinsheimer

JON OLIVA’S PAIN
Jon Oliva und seine spielfreudigen Mitmusikanten starteten konzentriert und gleichzeitig relaxt in den sonnigen Nachmittag. Der geeignete Opener, um alle Anwesenden positiv einzustimmen, hieß ‘Warriors’. Der schwergewichtige Jon, langjähriger Frontmann der vielleicht am stärksten unterbewerteten Band im härter rockenden Bereich (SAVATAGE!!!), hat mit JON OLIVA’S PAIN zu seinen Wurzeln zurückgefunden. Dies bewies er nicht nur durch wiedergekehrte Stimmgewalt bei dem vom Fan-Chor mitgesungenen ‘Jesus Saves’, wonach die für das helle Tageslicht ungeeignete und dennoch irgendwie angebrachte Frage lautete: „Is this what I call a party right here?” Die Umstehenden bestätigten diese Vermutung, worauf JOP mit ‘Agony And Ecstasy’ konterten. Die Stücke des ersten JOP-Outputs ‘The Dark’ und ‘People Say - Gimme Some Hell’ fügten sich nahtlos in den Reigen brillanter Musik ein, bevor ‘Hounds’ und erst recht ‘Gutter Ballet’ die Gefühle zum Brodeln brachte. Nach Ende des regulären Sets hieß es: „Thank you very much. We love you!“ Veranstalter Horst brachte dem Sänger ein Bierchen zum Keyboard, was durch den derart Bedachten freundlich kommentiert wurde. Dann stellte die Band einen Track des neuen Albums ‘Maniacal Renderings’ vor: ‘Time To Die’. Auch dieser Song paßte hervorragend in den Mix aus SAVATAGE-Liedern und Kompositionen von JON OLIVA’S PAIN und verdeutlichte: Wenn von Stetigkeit der musikalischen Entwicklung gesprochen werden kann, dann bei diesem Künstler. Zum Schluß noch das unverzichtbare ‘Hall Of The Mountain King’: Ende.
Jörg Schulz

DEATH ANGEL
Nachdem FLOTSAM AND JETSAM zwar schon mit einem endlich mal wieder geilen Gig an die seligen Bay Area-Tage erinnerten, war klar, daß diese mit dem erneuten Auftritt von DEATH ANGEL quasi wieder zum Leben erweckt werden würden. Ähnlich wie schon vor zwei Jahren, lieferten die Todesengel einen absolut fabulösen Gig ab, der vor Spielfreude, Energie und Power nur so strotzte und auch trotz der unfaßbaren Hitze die Party so richtig in Schwung brachte. Front-Dreadlocke Mark, Baß-Derwisch Dennis, „Neuling“ Ted, Drumtier Andy und auch der neuerdings kurzgeschorene Gitarrenmaster Rob zogen einmal mehr alle Register ihres schier unerschöpflichen Könnens und feuerten eine Thrashperle nach der anderen in die lechzende Meute. Angefangen mit ’3rd Floor’ (nach dem ’Ultraviolence’-Intro), über eine Hammerversion von ’Five Steps To Freedom’, die göttlichen ’Act III’-Monster ’Seemingly Endless Time’, ’Ex-Tc’ und ’Stagnant’, den Debüt-Smasher ’Voracious Souls’, den Uraltknaller ’Evil Priest’, die aktuellen Kracher ’Devil Incarnate’ und ’Thrown To The Wolves’, bis hin zum absolut gigantischen, erneut dem Jahrtausendwerk ’Act III’ entstammenden, ’Discontinued’ - jeder Schlag traf ins Schwarze und bescherte dem Bang Your Head!!! 2006 eindeutig ein Highlight, das nur schwer noch zu toppen war (und meiner Meinung nach auch nicht mehr getoppt wurde)!
Hage

HELLOWEEN
HELLOWEEN kamen zwar mit dem eher schwachbrüstigen Opener ‘King For A Thousand Years’ auf die Bühne, doch die Instrumente sorgten für reichlich Wind an diesem heißen Tag. Besonders herausstechend: Der inzwischen nicht mehr ganz so neue Drummer Dani Loeble, gegen den selbst das Duracell-Häschen keine Chance gehabt hätte. Ebenfalls auf der Höhe zeigte sich Sascha Gerster, der dem Publikum zusammen mit HELLOWEEN-Urgestein Michael Weikath die zweistimmigen Gitarrenparts um die Ohren schleuderte. Bassist Markus Großkopf hätte das Ganze abgerundet, wenn da nicht Andi Deris gewesen wäre. Dieser bewies eindrucksvoll, daß ein blütenweißes Hemd noch keinen Sänger macht. 60 Prozent Leistung reichen eben doch nicht für einen guten Gig. Die Songs, die er seit ‘Master Of The Rings’ selbst im Studio eingesungen hatte, schien er gerade noch so auf die Reihe zu bekommen, und auch die Klassiker ‘Halloween’ und ‘Dr. Stein’ blieben einigermaßen erträglich. Doch spätestens bei ‘Eagle Fly Free’ und ‘A Tale That Wasn’t Right’ rollten sich einem die Zehennägel hoch. Mit solchem Timing, Phrasierung und Gesangsmelodien erkannte man die Songs kaum wieder und wünschte sich, AVANTASIA-Gastsänger Ernie würde die Bühne entern. Daß sich Deris im Schwobaländle nebenbei als waschechter Badener outete, machte die Sache auch nicht besser. Da bitten wir um Nachbesserung. Bis zum nächsten mal also bitte mit Metronom üben und für die hohen Töne entweder jemanden holen, der die Meßlatte packt, oder ‘Eagle Fly Free’ einfach instrumental spielen. Danke!
Daniel Wamsler

FOREIGNER
Einer der Acts, dessen Verpflichtung im Vorfeld des Festivals am meisten polarisierte, waren zweifelsohne die einstigen AOR-Megaseller FOREIGNER. Viele freuten sich wie die Schneekönige, daß die Band mal wieder deutschen Boden betritt, andere mäkelten, FOREIGNER seien für ein Festival wie das Bang Your Head!!! viel zu soft. Ein Irrtum, wie sich sogleich herausstellte, als die Band mit Elan und druckvollem Sound mit ‘Double Vision’ ihr Set eröffnete, das unerwartet hart rockte und nur Songs der ersten vier Alben sowie keine einzige Ballade (!!!) enthielt. Auch etwaige Bedenken bezüglich der Qualität des neuen Line-ups waren schnell vom Tisch. Neben Jones und den seit geraumer Zeit zum FOREIGNER-Line-up gehörenden Jeff Jacobs (k) und Tom Gimbel (g) tummelten sich Jason Bonham (d) sowie der ehemalige DOKKEN-Bassist Jeff Pilson als Instrumentalisten auf der Bühne. Die meisten Augen waren jedoch erwartungsgemäß auf Ex-HURRICANE-Sänger Kelly Hansen gerichtet, der die schwere Nachfolge von Lou Gramm angetreten hat, aber von Anfang an einen blendenden Eindruck hinterließ und nicht nur mit seiner Stimme, sondern auch Frontmann-Qualitäten überzeugte. Das Publikum drehte ob der erdigen Kick Ass-Performance jedenfalls ordentlich am Rad, was die Band, die im Vorfeld wohl auch nicht recht wußte, was sie von dem Gig erwarten sollte, sichtbar rührte. Neben Songs wie ‘Dirty White Boy’ und ‘Cold As Ice’ gab das Sextett zu meiner Freude auch das spacige, stark von PINK FLOYD beeinflußte ‘Starrider’ zum Besten. Gegen Ende des Sets war dann selbstredend die Zeit gekommen für die Welthits von ‘4’: ‘Urgent’ (inklusive Saxophonsolo von Mr. Gimbel) und der ‘Juke Box Hero’ trieben die Stimmung auf den Höhepunkt, bevor ‘Hot Blooded’ die einzige Zugabe markierte. Zwar hätte man die Live-Darbietung mancher Songs etwas straffen können, was ein, vermutlich sogar zwei Songs mehr ermöglicht hätte, aber nichtsdestotrotz war der FOREIGNER-Gig ein Highlight des Festivals. Einziger echter Kritikpunkt: Auf das von einem alten Schmusekater wie mir herbeigesehnte ‘Waiting For A Girl Like You’ wartete ich leider vergeblich (schnüff!)...
Alexander Kolbe

IN FLAMES
Diese Gruppe als letzte Band für den Freitagabend zu verpflichten, erwies sich als purer Glücksgriff. Einerseits stellte sie ein Bindeglied zwischen dem jüngeren und dem etwas betagteren Publikum dar, zum anderen waren die Burschen auch auf der großen Bühne unvermutet wirksam. Fast scheint diese Entwicklung Methode zu haben. Denn Bandgründer und Gitarrist Jesper Strömblad führt die melodischen Todesmetaller aus Schweden seit 1990 immer höher hinauf in den Olymp. Das jüngste und bislang beste Ergebnis stellte das im Februar erschienene Album ‘ Come Clarity’ dar, welches in ihrer schwedischen Heimat und in Finnland auf Platz 1 der Albumcharts schnellte, in Deutschland einen unglaublichen sechsten Platz erreichte, auch sonst in Europa gut lief und sogar in den USA gelistet war (# 58). Offenkundig hat sich der Abschied vom „klassischen“ schwedischen Death Metal gelohnt. Denn seit ‘Reroute To Remain’ (2002) reduzierten die Jungs ihre permanenten Tempowechsel, wurden eingängiger, die Riffs nachvollziehbarer. Auch der fortan zwar noch heftige, doch cleane Gesang trug zur genannten Entwicklung bei. Am Freitagabend starteten Jesper, der humorvolle Anders Fridén (v) in seiner schmucken Schuluniform, Björn Gelotte (g), Peter Iwers (b) und Daniel Svensson (d), die seit acht Jahren in der gleichen Besetzung musizieren, mit der in Deutschland auf Platz 91 gecharteten Single ‘The Quiet Place’ (2004) clever in ein Set voller Höhepunkte. So durften auch die weiteren Singles ‘Cloud Connected’ (2002) und ‘Touch Of Red’ (2004) sowie die aktuellen Lieblingstracks der Band ‘Leeches’ und ‘Take This Life’ (als vorletzter Knaller) nicht fehlen. ‘Trigger’ (2003) war „schon“ als drittletzter Song verbraten worden. Nach dem Schlußakkord des Oberhammers ‘My Sweet Shadow’ und einigem Glitter-Regen war klar: Auch Bands dieser Soundkategorie haben das Zeug zu Headlinern.
Jörg Schulz

Festival-Samstag, 24. Juni 2006

Messegelände Balingen

Billing Samstag Open Air: 

WHITESNAKE
STRATOVARIUS
RIK EMMETT
Y&T
PRETTY MAIDS
ARMORED SAINT
UNLEASHED
COUNT RAVEN
VICTORY
ANVIL
POWERWOLF

POWERWOLF
Zweiter Tag, Kater, 10 Uhr morgens und schon wieder schweineheiß! So in etwa kann man die Rahmenbedingungen des Auftritts der karpatischen Wölfe um Front-Graf Attila umschreiben. POWERWOLF, ihres Zeichens einer der Newcomer des vergangenen Jahres, hatten es wirklich nicht leicht. Nur ein paar hundert Frühaufsteher waren Zeuge, wie Deutschlands, ähm, Rumäniens Kobrakönige einmal mehr ihre wundervolle, grandios Stimmung erzeugende und perfekt choreographierte Power-Show abzogen, und dabei einen kommenden Klassiker nach dem anderen zwischen Reiß- und Zermalmzahn hervorpulten. Die Saitenfraktion bangte, was das Zeug hielt, der Keyboarder und selbst der Drummer posten mit ihnen um die Wette und über, bzw. vor allen trumpfte Attila („Der nächste Stück heißt... äh, ich mussen nachkucken...“ - SENSATIONELL!!!), der fleischgewordene Mix aus Caruso und Count Dracul, stimmlich nahezu perfekt auf. Jene Fans, die der Show beiwohnten, gingen schon sehr bald im POWERWOLF-Groove auf, und als bei ’Montecore’ dann ein lieblich belustigendes Wölfchen im geschneiderten Wolfspelz über die Bühne krabbelte, war die Party vollkommen im Gange. Pech für all jene, die den ’Kiss Of The Cobra King’ nicht aufgedrückt bekamen, denn diese Band metalrockt nicht nur fabulös jede Hütte, sondern verbreitet dabei zudem noch stets beste Stimmung... Ohne auch nur ansatzweise in peinliche Gefilde abzudriften. Toll!
Hage

ANVIL
ANVIL sind live immer eine Bank. Auch wenn die letzten Studioalben nicht mehr an alte Glanztaten heranreichen, können die Mannen um Szene-Urgestein Steve ’Lips’ Kudlow live immer noch vollkommen überzeugen - so auch wieder beim diesjährigen Bang Your Head!!!. Man fand mit dem Instrumental ‘March Of The Crabs’ einen extravaganten, aber effektiven Einstieg in ein Set, das nur Klassiker enthielt. Nach dem hammergeilen ‘666’ und dem leider nicht sehr oft gespielten ‘School Love’ (bester Song des damaligen Erstlings der Band) nahm sich Lips kurz Zeit für eine Ansage, in der er sich nicht gerade zurückhaltend über den Geisteszustand von Redneck Ted Nugent äußerte. Doppeltes Bravo auch noch mal von Seiten des Schreiberlings. Dementsprechend gab es im Anschluß auch gleich noch den Antikriegssong ‘Winged Assassins’, mit dem Lips den dumpfbackingen Aussagen von Herrn Nugent genügend Kontra gab. Dann ging es auch schon in die Endphase des Sets, welches mit ‘Forged In Fire’ eingeläutet wurde. Beim unsterblichen ‘Mothra’ ließ es Lips sich wieder mal nicht nehmen, mit dem Publikum über seine Gitarre zu kommunizieren. Leider war auch diesmal wieder der legendäre Dildo nicht dabei. Abgeschlossen wurde dieser wieder mal hervorragende Gig mit einem stampfenden ‘Metal On Metal’, laut Lips der Nationalhymne des Heavy Metal. Recht hat er...
Oliver Weinsheimer

VICTORY
Totgesagte leben zwar nicht immer, aber zumindest manchmal länger. So auch in diesem Falle, denn was Fargo Peter (der VICTORY 1984 mit Tommy Newton gründete) und seine Jungs hier auf die Bühne stellten, war alles andere als ein müder Abklatsch der frühen Achtziger. Mit ‘Take The Pace’ erwischten VICTORY gleich einen geilen Auftakt, bei dem sofort klar wurde, daß der griechische Neusänger Jioti Parcharidis ein echter Glücksgriff für die Band ist. Kraftvoll, aggressiv - für manch einen Zartbesaiteten vielleicht schon zu sehr - sang, shoutete und schrie sich Jioti durch die Setlist, wobei er keine Höhen ausließ. Kurzum, einer der besten Vokalisten des Festivals stand hier auf der Bühne. Die Band promotete nicht nur ihr aktuelles Re-Recordings-Album ‘Fuel To The Fire’, obwohl natürlich auch hiervon einige der aufgemotzten Highlights - wie das gefeierte ‘Backseat Rider’ oder ‘Standing Like A Rock’ - zum Zuge kamen. Bühnenpräsenz und Souveränität ist bei Peter und Co. eine Selbstverständlichkeit, doch die Performance selbst war in Punkto Bewegung und Agilität sogar manch’ junger Band überlegen. Ein fettes „Daumen hoch“ geht hier vor allem an den ehemaligen ACCEPT-Gitarristen Hermann Frank – good ol’ quality halt... Und dennoch: im Mittelteil des Auftritts ließ ein wenig die Explosivität nach(zum Beispiel bei ‘Temples Of Gold’). Ach ja, einen Heiratsantrag gab es auch noch. Sichtlich gerührt wurde ein Bekannter der Band auf die Bühne geholt, um seiner Freundin DIE Frage zu stellen. Mangels Mikro ging der „Akt“ selbst allerdings unter, doch egal, das Ergebnis war zu sehen und VICTORY hatten das Heft wieder in der Hand. ‘Don’t Tell No Lies’, ‘Chicks On Display’ und der formidable Abschlußtrack ‘Check’s In The Mail’ brachten die Stimmung wieder zurück, und ein sichtlich gut gelauntes Publikum war mehr als zufrieden. Bleibt nur die Frage, was die Zukunft für VICTORY so bringt...
Sven Bernhardt

COUNT RAVEN
Kommt eine düstere Doom-Band wie COUNT RAVEN am hellen Nachmittag des Festivals an? Diese Frage stellten sich viele Fans der Doomster. Nun ja, Fakt ist, daß COUNT RAVEN nach dem Ausstieg der beiden Originalmitglieder Renfield und Wilbur einfach nicht mehr DIE COUNT RAVEN sind, die sie mal waren. Vielleicht war das auch ein Grund, warum die Schweden den schlechtesten Zuschauerzuspruch seit Urzeiten des Bang Your Head!!! hatten. Ich kann mich nicht daran entsinnen, jemals so einfach in die erste Reihe gekommen zu sein und auch noch Platz zu haben. Das soll aber keine Kritik an der musikalischen Darbietung von COUNT RAVEN sein. Die zwei neuen Mitglieder machten ihre Sache ordentlich und spielten ein routiniertes Set. Mit Songs wie ‘Leaving The Warzone’, ‘Destruction Of The Void’ oder ‘Hippies Triumph’ kann man ja eigentlich auch nichts falsch machen. Durch das Fehlen der oben genannten Originalmitglieder konnte aber irgendwie zu keinem Zeitpunkt diese magische Stimmung wie beim Doom Shall Rise aufkommen. Ich hoffe, die Band kann ihre persönlichen Probleme eines Tages vielleicht doch noch mal lösen, denn auch wenn sie ihre Sache beim Bang Your Head!!! gut gemacht haben, ein Ersatz für das magische Trio war es leider nicht. Vielleicht wären COUNT RAVEN auch besser im verrauschten Club aufgehoben, denn ihr Doom ist nicht gerade wie für sonnige Open Airs gemacht. Mal sehen was das neue Album bringen wird...
Oliver Weinsheimer

UNLEASHED
Wenn man als Old School Death Metal-Band mittags am wohl heißesten Tag des Jahres (meine Fresse, hat die Sonne sich einen abgebrutzelt!) bei einem eigentlich reinen Heavy Metal-Festival aufspielt, dann sollte man meinen, daß man es eher schwer hat. Doch nicht UNLEASHED! Die Stockholmer Todesblei-Urgesteine um einen ausgezeichnet aufgelegten Front-Wikinger Johan Hedlund hatten tatsächlich etliche Fans am Start, und auch die zunächst eher zurückhaltenderen Besucher wurden schnell vom mitreißenden und sehr fett aus den Boxen donnernden Elchtod in ihren Bann gezogen. Eigentlich sollte man zudem meinen, daß Hitze träge macht. Für UNLEASHED gilt dies allerdings keineswegs, denn sie traten den Angriff nach vorne an und bretterten ihre Hits der Marke ’Never Ending Hate’, ’Winterland’ oder ’Death Metal Victory’ tight wie Sau und noch schneller als gewohnt runter. Geil! Nachdem die Schweden mit ’New Dawn Rising’ noch einen nagelneuen, ebenso sehr geil nach vorne losgehenden Hammer vorgestellt hatten und mit der gewohnten Trinkhorn-Hymne ’Into Glory Ride’ das Ende des Sets erreicht war, durften die Jungs unter dem Jubel der Fans für ’The Immortals’ tatsächlich nochmals auf die Bühne zurückkehren. Sehr geiler Gig, der nach denen von SIX FEET UNDER, HYPOCRISY und AMON AMARTH in den Vorjahren einmal mehr bewiesen hat, daß Death Metal SEHR WOHL ein fester Bestandteil des Bang Your Head!!! werden sollte! Basta!
Hage

ARMORED SAINT
Eigentlich war es schon im Vorfeld klar, daß die SAINTs wieder mal grandios sein würden, aber trotzdem schafften es Gonzo und Co., alle ultrahohen Erwartungen zu übertreffen. Obwohl es um kurz nach halb drei an jenem Samstag in Balingen unglaublich heiß war, lief mir und wohl auch den meisten von Euch bei dem sehr old school gehaltenen Set der gepanzerten Heiligen ein kalter Schauer nach dem anderen über den Rücken. Mit ‘Pay Dirt’, dem Ohrwurm ‘Reign Of Fire’ und dem unwiderstehlichen ‘Tribal Dance’ wurden nur drei Stücke aus den Neunzigern und danach präsentiert. Der Rest des Sets stammte aus den glorreichen Achtzigern und könnte auch gut auf einer Best Of der Kalifornier verewigt werden. Vom Uralt-Opener ‘Lesson Well Learned’ bis zur Quasi-Bandhymne und Abschlußtrack ‘March Of The Saint’ bliesen ARMORED SAINT mit der Hitkollektion ‘Aftermath’, ‘Seducer’, ‘Book Of Blood’, ‘Warzone’, ‘Nervous Man’ und natürlich ‘Can U Deliver’ die Hirne sämtlicher anwesender Headbanger ins Nirvana. Frontmann John Bush bot eine alles überragende Weltklasseleistung, Balingens Nachmittagshitze schien an seinen stählernen Stimmbändern abzuprallen, und seine Bandkollegen wollten ihm wohl in nichts nachstehen. Mit diesem grandiosen Auftritt haben ARMORED SAINT mal wieder ihr dickes Ausrufezeichen in die Balingen Historie gedrückt und hätten auch stärkere Headliner mehr als blaß aussehen lassen.
Martin Brandt

PRETTY MAIDS
Angekündigt als „beste Ersatzband der Welt“, ließen es die Dänen PRETTY MAIDS ordentlich krachen. Erstaunlich, wieviel Dampf die alten Herren noch im Kessel haben. Für mich jedenfalls das absolute Highlight des gesamten Festivals - und den, mangels Schatten, daraus resultierenden Sonnenbrand an Nacken und Stirnabsolut wert. Als erstes erklang ‘Rock The House’ aus den Lautsprechern, ein Stück von jenem PRETTY MAIDS-Album, von dem bis heute keiner weiß, ob es ‘Jump The Gun’ oder ‘Lethal Heroes’ heißt. Dicht gefolgt vom radiotauglichen Hardrock-Klassiker ‘Love Games’, welcher schon in den 80ern jedes Mädchenherz zum Schmelzen brachte und einem als Hintergrundmusik so manche Stunde versüßen konnte. Danach folgte ein Mix aus neuerem Material wie z.B. ‘Wouldn’t Miss You’ vom 2000er Longplayer ‘Carpe Diem’, ‘Virtual Brutality’ aus dem Jahr 2002 und alten Gassenhauern wie ‘Yellow Rain’ und ‘Back To Back’. Letzteres dürfte spätestens seit der Coverversion dieses Titels durch HAMMERFALL auch jüngeren Metalheads geläufig sein. Kaum war der ‘Back To Back’-Schlußakkord verklungen, war die Bühne auch schon leer. Doch die lauten Zugabe-Rufe des Publikums überzeugten die Jungs um Ronnie Atkins und Ken Hammer schnell davon, nochmal on stage zu kommen und die Hymnen ‘Future World’ und ‘Red, Hot And Heavy’ nachzulegen. Schade, daß PRETTY MAIDS bereits vor 16 Uhr bei vollem Tageslicht auftreten mußten. Meiner Meinung nach wären sie ein ebenso würdiger Headliner gewesen wie WHITESNAKE, wenn nicht sogar ein besserer.
Daniel Wamsler

Y&T
Y&T war definitiv jene Band, die beim diesjährigen Bang Your Head!!! die größte Fußball-A-Karte gezogen hatten. Denn: Fünf Minuten nach Beginn des Y&T-Sets sollte in München der Anpfiff des WM-Achtelfinalspiels Deutschland gegen Schweden erschallen. Zwar hatte sich die Stagecrew den tollen Service einfallen lassen, neben der PA immer topaktuell den Zwischenstand "einzublenden", doch nachdem es beim Kick in München schon nach zwölf Minuten 2:0 stand, ging auf der BYH-Bühne deutlich mehr ab, denn Y&T setzten nach ihrem phänomenalen Auftritt von 2003 ein weiteres Ausrufezeichen in der Historie des Festivals. Seither mußte leider Drummer Leonard Haze seinen Rücktritt einreichen, der zwar von Neutrommler Mike Vanderhule würdig vertreten wurde, aber dadurch reduziert sich der Kreis der Y&T-Originalmitglieder auf Dave Meniketti und Basser Phil Kennemore, der heuer übrigens eine Show wie ein Megaposer aufs Parkett legte. Auch wenn Y&T letztlich nicht unbedingt vor "vollem Haus" spielen konnten, waren doch genügend Musikliebhaber anwesend, die der einmaligen Fingertechnik von Dave und den grandiosen Songs von Y&T huldigen wollten. Bei eben jenen, die also Y&T dem runden Leder vorgezogen hatten, bedankte sich Dave artig, aber ich wage zugleich zu bezweifeln, daß der Opener 'Hang 'em High' augenzwinkernd auf irgendwelche Kicker gemünzt war... Und abgesehen davon war es spätestens beim Schlußdouble 'I Believe In You' und 'Forever' dann wieder so weit: meterhohe Gänsehaut und feuchte Augen. Kurz: Y&T - immer noch eine der unterbewertetsten Bands dieses Erdballs! Mit oder ohne Fußball.
Stefan Glas

RIK EMMETT
Mit Rik Emmett stand ein Musiker auf der Bühne, den das Gros der Anwesenden kaum oder gar nicht kannte. Alte Metalköppe jedoch wußten dieses einmalige Liveevent zu würdigen und ließen Fußball Fußball sein, nachdem klar war, daß die deutschen Seppels eine Runde weiter waren. Der ehemalige TRIUMPH-Bandleader aus Kanada spielte zum ersten Mal überhaupt einen Gig mit dem Slogan „A night of TRIUMPH music“! Zum ersten Mal überhaupt bekamen deutsche Fans die Möglichkeit, TRIUMPH-Songs live erleben zu dürfen. TRIUMPH sind Kult, und Rik Emmett ist sich dieses Umstandes mehr als bewußt. Mit einer exquisiten Backing Band legte der introvertierte Kanadier mit ‘Fight The Good Fight’ los, ging nahtlos über in ‘Allied Forces’ und packte gleich noch ‘Rock & Roll Machine’ drauf. Gänsehaut pur! Stimmlich immer noch auf der Höhe, haben die Klassiker nichts von ihrer Magie verloren. Überraschenderweise sangen extrem viele Fans die Songs mit, was auch Herrn Emmett nicht verborgen blieb, und so wurde er während des Sets etwas lockerer. Getoppt wurde der brillante Einstieg eigentlich nur noch von Kultsongs wie ‘Hold On’, ‘Ordinary Man’ oder dem fantastischen ‘Magic Power’, welches einen einmaligen, gänsehautauslösenden Gig beendete. Neben acht TRIUMPH-Songs gab Emmett noch Stücke seiner Solokarriere in Form von ‘Head Case/ 3 Clouds’ zum Besten. Das Set hatte wahrlich magische Momente für Fans von TRIUMPH, obwohl im Vorfeld schon Kritik geäußert wurde, daß nur das Orginal-Dreier-Line-up in der Lage wäre, solche Stücke meisterlich rüberzubringen. Doch Rik Emmett und seine Mitmusiker bewiesen das Gegenteil!
Jürgen Tschamler

STRATOVARIUS
Die finnischen Melodic-Metaller STRATOVARIUS standen ja vor geraumer Zeit durch personelle Probleme vor dem Abgrund, und in den Augen vieler waren sie sogar schon einen gehörigen Schritt weiter. Glücklicherweise bekam der an manischer Depression leidende Gitarrist Timo Tolkki seine Probleme mit Hilfe einer Therapie wieder in den Griff. Trotz aller Schwierigkeiten in der Vergangenheit - bei strahlendem Sonnenschein präsentierten sich STRATOVARIUS auf dem diesjährigen Bang Your Head!!!-Festival am Abend als gut erholtes Team und schafften es schnell, das Publikum zu begeistern. Von Beginn an hatte Sänger und Wirbelwind Timo Kotipelto das Publikum fest im Griff. Im übrigen lieferte er vom ersten Ton bei ‘Hunting High And Low’ vom ‘Infinite’-Album an eine überragende Gesangsleistung ab. Tolkki, der in furchtbar ausschauender weißer Trainingshose die Blicke auf sich zog, fiedelte souverän wie in alten Glanzzeiten und feuerte seine filigranen Riffs in die Menge. Jens Johansson schnitt seine üblichen Grimassen, und der immer noch explosive Jörg Michael zeigte sich wie gewohnt als solider Mann der Rhythmussektion. Auch der nicht mehr ganz taufrische neue Mann am Baß - Lauri Porra - überzeugte durch seine großartige Spielfertigkeit und konnte als agiler Publikumsmagnet durchaus punkten. Musikalisch zeigten STRATOVARIUS an diesem Abend abermals, daß sie im Metal-Zirkus zur absoluten Elite zählen. Auch was das bandinterne Stimmungsbild anging erkannte man, daß es den Burschen wirklich Spaß machte, in Balingen auf der Bühne zu stehen. Als Highlights, wenn auch STRATOVARIUS-Standards, können ‘Kiss Of Judas’ und ‘Black Diamond’, beide vom ‘Visions’-Album, genannt werden. Als einziger Song von aktuellen Werk fand ‘Fight!!!’ den Weg in die Setlist dieses insgesamt sehr gelungenen STRATOVARIUS-Auftritts.
Chris Grenzer

WHITESNAKE
Was der absolute Höhepunkt dieses insgesamt gelungenen Festes, des Bang Your Head!!! 2006, hätte werden können, durch die Veranstalter entsprechend konzipiert und von den Besuchern so verstanden worden war, entwickelte sich zum Desaster und wirkte zum Abschluß stimmungstrübend auf fast alle Beteiligten. Dabei lief bis zur Umbaupause eigentlich alles gut, es war sogar etwas mehr Zeit geschunden worden. Aber dann gab es technische Probleme, die vor allem die Keyboards in Mitleidenschaft zogen. Mehrfache Neuprogrammierungen waren vonnöten. Aber waren sie das wirklich? Immerhin handelt es sich um eine Band mit zwei Gitarristen, die mit einem Basser und ihrem exzellenten Drummer eine makellose Blues-/Hardrock-Session ohne Orgeleien abliefern könnten. Beim orgelbetonten Opener ‘Burn’ mit ‘Stormbringer’-Verschnitt wurde ohnehin deutlich, daß hier weder Jon Lord noch Don Airey ihren Beitrag leisteten. Seine erste Quittung bekam das Sextett schon vorher: Es wurde mit Buh-Rufen empfangen. Kein Wunder, denn das Publikum wußte, daß für 23 Uhr das unwiderrufliche Ende der Show ausgerufen worden war, weil widrigenfalls saftige Konventionalstrafen drohten. Gleichgültig, ob nun die Dämlichkeit eines Tourmanagers, Arroganz seit Jahrzehnten arrivierter Musiker oder mangelnde Flexibilität Ursachen für diese Entwicklungen waren: Es blieb bei nur 62 Minuten Bühnenpräsenz, von denen rund ein Drittel mit Soli von Doug Aldrich, Reb Beach und Tommy Aldridge sowie Coverdales Ansagen gefüllt wurden. Die Entschuldigung, er könne nichts für die technischen Probleme, reichte den Fans nicht. Einige brüllten: „Shut up and sing!“ Doch er verharrte weiterhin in seiner typischen US-Rockshow-Anmache, die ja ohne Zeitmangel ziemlich gut ’rüberkommen würde. Aber so blieben die Headliner ihrem Publikum einiges schuldig, unter anderem ‘Ain’t No Love (In The Heart Of The City)’ – und vor allem ein zufriedenstellendes Konzerterlebnis.
Jörg Schulz

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