BYH!!! Rückblick 2005

2005

Die Einleitung

Das zehnte Bang Your Head!!! ist vorüber und wir sind um einen Sack voller Erfahrungen reicher - eine davon: "Lobe den Tag nie vor dem Abend!"
Doch der Reihe nach...

Balingen rockte; es rockte wie noch nie! Eben so wie der oft beschworene Leibhaftige himself, der uns einmal mehr auf den Fersen zu sein schien. Dem nicht genug: Selbst der alljährliche Streß, der nun mal ein ständiger Wegbegleiter eines solchen Events ist, hielt sich anfangs in Grenzen.

Klar, auch dieses Jahr verbummelten ein paar Spezialisten in bester SPINAL TAP-Manier ihren Flug, und auch sonst erinnerten einige Aktionen diverser Herren an äußerst schräge Slapstick-Einlagen vergangener Jahre. Doch gerade wegen dieser kleinen Geschichten, wegen dieser sagenumwobenen Anekdoten, die im Normalfall nicht nach draußen dringen, lieben wir das Gros der von uns gebuchten Protagonisten.

Tage bevor es losgehen sollte, war das Bang Your Head!!! restlos ausverkauft. Wer zu spät kam, den bestrafte das Leben oder Stefan Glas (was nebenbei gesagt weitaus schlimmer ist...), der die unzähligen Anrufe und Berge an E-Mail-Anfragen in seiner stoischen Pfälzer Art beantwortete. Während Stefan, unsere langhaarige Telefonschlampe, noch im Office schwitzte, bezog der Rest des schlagkräftigen Teams seine neuen Behausungen auf dem Festivalgelände. Horst, Ines, Jagger und Thomas machten es sich in Containern gemütlich, die tagsüber im sonnenüberfluteten Balingen Trost und Schatten spendeten. Ein... ähm... fettes "Hail" geht daher an die unzähligen Container hinter der Bühne!

Gegen Donnerstagabend war auch die letzte Schraube an der überdimensionalen Bühne, an der zuvor tagelang herumgeschraubt wurde, angezogen. Das, was da in den Himmel ragte, ist - wie viele der Musiker vor Ort später bestätigten - mit der Grund, weshalb man sich irgendwann mit Haut und Haaren der harten Rockmusik verschrieb. Die Clubshow, sprich der Appetizer des Bang Your Head!!!, fand dieses Jahr erstmals in Hechingen bei Balingen statt. Das rund 18 Kilometer entfernte Städtchen unweit von Tübingen macht optisch was her. Die archaische Ritterburg, die auf der Bergspitze thront, schien unsereins permanent zu beobachten. Zu ihren Füßen liegt das neue WOM, der Club bzw. dessen Betreiber, der uns seit unseren Anfangstagen treu begleitet. Ehrensache, daß wir den notgedrungenen Umzug von Balingen nach Hechingen mitmachten und für die nach Live-Metal gierenden Fans einen Shuttle-Service einrichteten. Die Geschichte hat sich definitiv gelohnt. DUNGEON, CHRIS CAFFERY, METAL CHURCH (der erste Special Guest) und NASTY SAVAGE gaben mächtig Gas.

Der Freitag trieb das ohnehin schon vor sich hin brutzelnde Hitzebarometer nochmals in die Höhe. Wohin man schaute wurde geschwitzt, gehechelt und nach Luft gejappst. Der Stimmung selbst tat dies natürlich keinen Abbruch. Bands wie the one and only DESTRUCTION wurden gar zur Freude aller jedem erdenklichen Metal-Klischee gerecht. Um die Mittagszeit herum hieß es jedenfalls "Bang Your Balls!!!" anstatt "Bang Your Head!!!": Mädels, die sich nackig machten, wurden bei strahlendem Wetter zu fiesen Riffs von einem blutverschmierten Metzger über die Bühne gejagt. Da lacht der Metaller und der gemeine Voyeur grinst still vor sich hin.

Spätestens jetzt war die Party in vollem Gange. Horst, der erst vor Ort entscheiden wollte, ob es nächstes Jahr noch ein Bang Your Head!!! geben wird, glotzte wie ein gerade eingerittenes Honigkuchenpferd, und er hatte allen Grund hierzu. Sämtliche Bands, die an diesem Tag die Bühne erklommen, rissen sich nämlich den Arsch auf; scheinbar nur um diesem denkwürdigen Jubiläums-Event gerecht zu werden - doch hierzu an anderer Stelle mehr.
Und dann kam der große Regen...

Schlimmer noch: In der Nacht von Freitag auf Samstag schien die Welt unterzugehen. Fünf ewigwährende Minuten genügten, um Balingen zu ersäufen. Ein unsäglicher Jahrhundertsturm tobte; ein zügelloser Orkan von einem vergleichbaren Ausmaß wie die Stürme in dem Hollywood-Blockbuster 'Twister'. Stände wurden im Handumdrehen weggespült oder wie der Rock Hard-Stand dem Erdboden gleichgemacht.

Weiter im Text: Die Bühne und die PA wurden teilweise in Mitleidenschaft gezogen. Mannshohe Absperrzäune hingen regelrecht in den Bäumen. Und damit nicht genug: Zwei Campingplätze mußten von rund 250 Einsatzkräften des DRK, des Technischen Hilfswerks, der Polizei und der Feuerwehr evakuiert werden. Die völlig durchnäßten und frierenden Fans wurden von den herbeigeeilten Hilfskräften in flugs organisierten Notunterkünften untergebracht und versorgt. Nach Polizeiangaben wurden in jener Nacht etwa 40 Fans leicht verletzt, meist deshalb, weil Zelte durch die Luft wirbelten. Einen Fan jedoch, der es sich gerade auf dem Dixie-Klo bequem machen wollte, überraschte der Sturm im ungünstigsten Augenblick. Das beschissene Resultat: Ein unfreiwilliges Chemikalienbad, das zum Glück keine bleibenden Schäden verursachte.
An dieser Stelle gebührt unser Dank den vielen Hilfskräften vor Ort. Gute Besserung wünschen wir indes denen, die in jenen vermaledeiten Minuten gesundheitlichen Schaden nahmen.

Nachdem das erste Stimmungstief gemeistert war und wir von den Technikern erfuhren, daß es mit Verspätung weitergehen könne, arbeiteten wir fieberhaft an sporadischen Lösungen für diverse Probleme. So zum Beispiel mußten wir an die Spielzeiten ran. Betroffen waren hiervon die ersten Bands des Billings. Um so überraschender war das, was die jeweiligen Acts mit ihrer stark beschnittenen Spieldauer hieraus machten. Nicht wenige sprachen in dem Zusammenhang gar von einem akustischen Kraftakt, so als wenn eine Fußballmannschaft nach 80 Minuten aussichtslos mit 0:3 hinten liegt und in den letzten zehn Minuten noch vier Tore schießt.

Adrenalin wurde freigesetzt, denn jedem war klar: The show must go on!
Die Besucher sahen es nicht minder optimistisch. So als sei nichts geschehen, ging man zum Feiern über. Makaberer Ausdruck hierfür: Unser in weiser Voraussicht angefertigtes Festival-Shirt mit dem Rückenaufdruck "I Survived Balingen 2005!" fand reißenden Absatz...

Obendrein stand der Samstag im Zeichen bunter Vögel. Ein nostalgischer Hauch der Achtziger wehte über Balingen und schob die letzen aufkommenden Wolken zur Seite. Unsere Special Guests - allen voran die extrem sleazigen HANOI ROCKS, Sebastian Bach & Dee Snider höchstpersönlich - posierten um die Wette. Sebastian Bach machte aber nicht nur vor der Linse eine außerordentlich gute Figur. Der Mann mit dem großen Namen kümmerte sich gar liebevoll um ein kleines krebskrankes Mädchen, das wir kurzerhand nach hinten in den Artist-Bereich schleusten, damit es ein paar Momente mit ihrem großen Schwarm verbringen durfte. Ein kleiner Akt mit immens großer Wirkung, Meister Bach!

Apropos Akt: Einen haben wir noch! Horst, der morgens noch völlig durch den Wind war, nutzte die Gunst der Stunde, um seiner Ines den Bund fürs Leben abzuringen. Auf offener Bühne gab Ines alles und willigte ein, was danach übrigens vom OB der Stadt Balingen schriftlich dokumentiert wurde.
So oder so ein absolut denkwürdiges Festival, das nach dem DIO-Auftritt seinen unmusikalischen Höhepunkt fand: Horst tat kund, daß es 2006 weitergeht!

Ihn - und nicht nur ihn - hat die bedingungslose Hilfsbereitschaft und das gegenseitige füreinander Dasein in der vorherigen Nacht schwer und nachhaltig beeindruckt. Diesen Fans kann und konnte man einfach keinen Wunsch abschlagen.

Wo er recht hat, hat er recht!
Peter Fischer

Warm-up-Show Donnerstag, 23. Juni 2005

Ort der Warm-Up-Show: 

WOM Hechingen

Billing Warm-Up-Show: 

NASTY SAVAGE
METAL CHURCH
CHRIS CAFFERY
DUNGEON

DUNGEON
Das WOM ist tot - lang lebe das WOM! Nachdem unser schöner Warm-Up-Tempel in bequemer Laufdistanz zum Festivalgelände einem schnöden Blumenglashaus weichen mußte, haben sich die WOMler im nicht ganz so nahen Hechingen eine formidable neue Behausung gesucht. Wer den etwas weiteren Weg (per Auto, Taxi, Shuttle Bus - einer soll gar gelaufen sein) hinter sich gebracht hatte, wurde nicht nur durch eine wirklich schmucke Location entschädigt, die mit mehr Platz, bequemen Sitzecken und guter Sicht auch aus der letzten Reihe den alten Club recht alt aussehen läßt, sondern auch von ein paar wilden Mannen empfangen, die den noch weiteren Weg aus dem fernen Australien zum Bang Your Head!!! nicht gescheut hatten. Wer es aus dem Land der Känguruhs ins Vorprogramm von MEGADETH schafft, der ist auch für uns gut genug und so durften Lord Tim und seine DUNGEONs die Jubiläumsfestivitäten eröffnen. Scheinbar hatten sich die Jungs gut auf ihre Megatoderfahrung eingestimmt, denn das präsentierte Set war schneller, härter und brutaler als ich es erwartet hätte. Neben eigenen Fetzern wie z. Bsp. 'The Art Of War' oder 'Traumatised' wurde auch spaßeshalber mal kurzzeitig 'Reign In Blood' zitiert, um dann zur Abwechslung Hymnischeres à la 'Resurrection' einzustreuen. Spaß schien überhaupt die Hauptprämisse für DUNGEONs Tun an diesem Abend gewesen zu sein. Nicht nur ein würdiger Auftakt, sondern auch eine bärenstarke Präsentation der Australier, die hoffentlich bald mal wieder die weite Reise in die alte Welt auf sich nehmen, um uns mit so geilen Gigs zu erfreuen.
Martin Brandt

CHRIS CAFFERY
Danach wurde es Zeit für Blondschopf Chris Caffery, die Bühne zu entern. Ausgestattet mit einer exzellenten Begleitband, in der nicht nur SAVATAGE-Kumpel Jeff Plate hinterm Schlagzeug zu finden war, sondern mit Gitarrist Ira Black (VICIOUS RUMORS) und Basser Nick Douglas (DEADLY BLESSING, DORO) weitere Szenegrößen agierten, ließ die Truppe musikalisch nicht viel anbrennen. Auch wenn die meisten Anwesenden mit dem Solomaterial Cafferys nicht wirklich vertraut waren, wurden die vor der Bühne stehenden Fans schon allein durch die Energie und die begeisternde Performance mitgerissen. Chris selbst war locker und hat inzwischen die nötige Erfahrung, um auch seine Doppelfunktion als Sänger und Gitarrist zufriedenstellend zu absolvieren. Ira war in seiner gewohnten Derwisch-Rolle unterwegs und hatte mit Nick einen gewohnt agilen Sidekick, der den knappen Raum auf der WOM-Bühne voll ausnutzte. Caffery nutzte seine Spielzeit, um Werbung für seine Scheiben 'Faces' und 'W.A.R.P.E.D.' zu machen, und auch wenn die Meute natürlich auf alte SAVATAGE-Songs wartete, wurden mit zunehmender Spielzeit auch Tracks wie 'Saddamize' oder 'Pisses Me Off' abgefeiert. Weshalb sich Chris bei den Zugaben aber für 'Sirens' und 'Power Of The Night' entschieden hat, anstatt Nummern zu wählen, an denen er selbst auch beteiligt war, weiß wohl nur er allein. Stimmlich gingen diese Tracks jedenfalls ziemlich in die Hose, doch der Stimmung tat das keinen Abbruch, weshalb Mr. Caffery diesen Auftritt wohl in der Rubrik "gelungen" verbuchen konnte...
Martin Römpp

METAL CHURCH
Nachdem die Menge durch die SAVATAGE-Songs von CHRIS CAFFERY schön angeheizt wurde, lösten METAL CHURCH bereits mit den ersten Tönen von 'Ton Of Bricks' Begeisterungsstürme aus. Logisch, daß diese vom folgenden 'Start The Fire' locker aufrechterhalten werden konnten. Selbst die Leute, die skeptisch waren, da nur noch Kurdt Vanderhoof und Kirk Arrington vom Original Line-up dabei waren, waren spätestens hier überzeugt. Selbst der neue Track 'Leave This World Behind' wurde sehr wohlwollend aufgenommen und zeigt, daß METAL CHURCH im Moment in der besten Besetzung seit Jahren sind. Sänger Ronnie ist ein absoluter Gewinn und meistert die schwierigen Wayne-Songs tadellos. Genau diesem vor kurzen verstorbenen David Wayne wurde dann auch 'Watch The Children Pray' gewidmet und nicht wenige Fans bekamen feuchte Augen. Leider wurde die Mike Howe-Phase nur mit 'Date With Poverty' gewürdigt. Hoffentlich werden in Zukunft Songs wie 'Fake Healer' oder 'Badlands' nicht ausgespart, zumal Ronnie das Material hervorragend singen kann. Auch der ehemalige MALICE-Gitarrist Jay Reynolds paßte sich perfekt ins Bandgefüge ein. Den Abschluß dieses endgeilen Auftritts bildete das Klassikertrio 'Beyond The Black', 'Metal Church' und 'Highway Star' und hinterließ eine mehr als glückliche Fanschar. Auch wenn ich immer noch den Original-Bassisten Duke vermisse, sind METAL CHURCH besser denn je und werden hoffentlich weiterhin konstant für die Fans aufspielen.
Oliver Weinsheimer

NASTY SAVAGE
Nach dem musikalischen Highlight sollte nun der showtechnische Höhepunkt der Bang Your Head!!!-Warm-Up-Show folgen. Nicht daß man NASTY SAVAGE musikalisch unterbewerten sollte, denn Songs wie 'No Sympathy', 'Dungeon Of Pleasure' oder natürlich 'XXX' sind uneingeschränkt als Klassiker des US-Metal zu bezeichnen, doch die Performance eines Nasty Ronnie ist und bleibt ein Unikat in der gesamten Metalszene. Während seine Jungs sich sauber durch die gesamte NASTY SAVAGE-Diskographie zockten, spielte der massige Frontmann sein Showtalent bis zum Exzeß aus - und es reichte, ein forderndes "nasty" oder "psycho" ins Mikrophon zu säuseln, um vom Publikum ein extatisches "savage" respektive "psycho" zurückgebrüllt zu bekommen. Doch die größte Freude hatte Nasty Ronnie an seinem quaderförmigen Spielzeug, das bis zu diesem Zeitpunkt seine Existenz als Flimmerkiste gefristet hatte und nun zum Sparringspartner eines ehemaligen Wrestlers befördert wurde. Nachdem Ronnie zunächst mit einem galanten Slamdive einige Äpfel mit dem Kopf zermatscht hatte, widmete er sich seinem Liebling: Zuerst wurde die Mattscheibe noch hübsch aufpoliert, doch dann nahm das Drama seinen blutigen Lauf - bis die Glotze auf Ronnies Körper in tausend Stücke zerborsten war, die anschließend als Souvenir ans Publikum verteilt wurden. NASTY SAVAGE: grandioser Metal und außergewöhnliches Entertainment - kann man mehr von einer Liveshow erwarten? Nach der grandiosen Show anno 1998 hatten NASTY SAVAGE fett auf unserer Wunschliste gestanden und die Band bedankte sich mit einer einmaligen Show. Und wie wertvoll dieser Auftritt war, sollte sich erst am übernächsten Tag herausstellen, als NASTY SAVAGE zu jenen Bands zählten, deren Spielzeit notgedrungen auf eine Viertelstunde reduziert werden mußte - wobei Nasty Ronnie als tornadoerprobter Bewohner von Florida die vorangegangene Nacht mit "It almost felt like home..." kommentierte.
Stefan Glas

Festival-Freitag, 24. Juni 2005

Location Festival-Freitag Open Air: 

Messegelände Balingen

Billing Freitag Open Air: 

MORGANA LEFAY
EXCITER
KAMELOT
KROKUS
DESTRUCTION
AMON AMARTH
DORO
U.D.O.
GAMMA RAY
SAXON
MOTÖRHEAD

MORGANA LEFAY
"It is too early to play Metal", stöhnte ein reichlich müde dreinschauender Charles Rytkönen wenige Minuten vor dem Auftritt. Doch als MORGANA LEFAY kurze Zeit später die offizielle Eröffnungsfanfare für das Jubiläums-BYH!!! erschallen ließen, war davon nichts mehr zu spüren: Jegliche Müdigkeit war wie weggeblasen und die Schweden, die 2000 noch unter ihrem damaligen Namen LEFAY beim Bang Your Head!!! aufgetreten waren, fegten mit ihren unbestechlichen, auch während der kreativen Pause nicht eingerosteten Livequalitäten über das Balinger Messegelände. Mit ihrem schweren, teils leicht angedoomten Metal erwiesen sich MORGANA LEFAY als der richtige Publikumsmagnet, denn die BYH!!!-Gänger ließen sich nicht zweimal bitten und strömten Richtung Bühne, um die ersten Mattenmobilisationsübungen in die Wege zu leiten. Auch wenn MORGANA LEFAY bei unserem Voting gegenüber ihren Konkurrenten knapp unterlegen waren - am Festival waren sie zu den stärksten Bands zu zählen.
Stefan Glas

EXCITER
Zur unchristlichen Zeit um 10.50 Uhr mußte die kanadische Speed Metal-Legende EXCITER auf die Bühne. Zum Glück waren die Headbanger aber schon ziemlich in Fahrt und feierten die Jungs um Gitarrist John Ricci schon bei den ersten Tönen gnadenlos ab. Außergewöhnlich war das Outfit von Sänger Belanger, der diesmal statt der traditionellen Lederjacke mit einem langen, schwarzen Mantel auftrat. Der Stimmung tat dies keinen Abbruch und so wurden den Fans Knaller wie 'Dark Command', 'Violence And Force', 'Pounding Metal' und natürlich 'Heavy Metal Maniac' um die Ohren geknallt. Dazu gab es auch noch zwei neue Songs, deren Titel ich leider nicht erkennen konnte, die aber in alter EXCITER-Tradition standen und unverkennbar aus der Riffschmiede von Herrn Ricci stammen. Leider hatte dieser vor allem im ersten Drittel des Auftritts immer wieder technische Probleme, was ihn aber nicht daran hinderte zu posen wie ein Weltmeister. Nach gut 40 Minuten war der kanadische Wirbelsturm auch schon wieder vorbei und hinterließ nichts als Verwüstung. Es wird auf jeden Fall Zeit, daß die Band endlich wieder ins Studio geht und neue Songs aufnimmt, denn so gut die letzte Scheibe mit neu aufgenommenen Songs auch war, wir brauchen definitiv neues EXCITER-Futter für unsere Ohren. EXCITER waren auf jeden Fall einer der Gewinner des Festivals und haben bewiesen, daß man auch zum Frühstück ordentlich headbangen gehen kann. Hoffentlich müssen wir nicht wieder Jahre auf den nächsten Deutschland-Auftritt warten...
Oliver Weinsheimer

KAMELOT
Der amerikanisch-skandinavische Vierer sprang kurzfristig für VIRGIN STEELE ein (weil deren schwertschwingender Ober-Guru David De Feis leider schwer erkrankt war) und meisterte seine Sache gut. Roy Khan legte sich nach acht Jahren in der Gruppe immer noch in's Zeug, als müßte er seine Berechtigung nachweisen. Gut, daß er seinen Job so ernst nimmt - wie dies auch der unumstrittene Boß, Gitarrist Thomas Youngblood, tut. Basser Glenn Barry und Drummer Casey Grillo standen ihren Vorreitern nicht nach und legten gleich nach dem Intro bei 'Center Of The Universe' mächtig los. Überhaupt wurden die Rhythmus-Grundlagen ebenso hart wie präzise gelegt. Das Publikum wirkte zwar zunächst noch etwas müde, was nach einer bis in die Nacht dauernden Clubshow am Vorabend und einem Auftrittsbeginn um 11:40 Uhr nicht weiter verwunderte. Da zumindest die Akteure richtig wach waren, steigerte sich die Stimmung von 'The Spell' über 'Soul Society', 'Edge Of Forever' und 'Karma' stetig, bis sie bei 'When The Lights Are Down' (mit Sängerin) ihren zumindest visuellen Höhepunkt ereichte. Der akustische Peak, zugleich aber leider auch das Ende, folgte mit 'March Of Mephisto'. Dieser Song hätte im Dunkel der Nacht erheblich besser gewirkt, wenn zusätzlich finstere Gestalten mit Fackeln über die Bühne stolziert wären. Aber bekanntlich kann man nicht alles haben.
Jörg Schulz

KROKUS
Mit den Eidgenossen von KROKUS im Billing kann man absolut nichts verkehrt machen, stehen die Herrschaften um Frontmann Marc Storace doch nach wie vor für erstklassige Live-Unterhaltung. Und so verwunderte es auch kaum, daß die Band nach kleinen anfänglichen Problemen mit der Technik in Form des Doppelpacks 'Night Wolf' und 'Long Stick Goes Boom' einen Kickstart par excellenze hinlegte. Konnte man im Vorfeld des Auftritts noch darüber spekulieren, wie die Band ohne ihren langjährigen Gitarristen Fernando von Arb auskommen würde, der vor kurzem seine Koffer gepackt und KROKUS-Rückkehrer Mandy Meyer Platz gemacht hatte, so zerschlugen sich bereits nach diesen beiden ersten Songs jegliche Zweifel und die Party konnte steigen. So sah es definitiv auch ein Großteil der bereits anwesenden Fans, die sich von der brütenden Mittagshitze nicht aus dem Konzept bringen ließen und für reichlich Stimmung vor der Bühne sorgten. Ein nicht zu unterschätzender Pluspunkt der Schweizer Formation ist bei solchen Events sicherlich immer wieder Mister Storace himself, sucht der Mann doch ununterbrochen den direkten Kontakt zu der Menge und nutzte auch in Balingen jeden ihm zur Verfügung stehenden Zentimeter (inklusive des Laufstegs ins Publikum) aus - eben ein Rock-Entertainer der alten Schule! Dazu kommt, daß KROKUS aus einem fetten Repertoire an Hammersongs schöpfen und somit eine dreiviertel Stunde problemlos mit Hits spicken können - 'American Woman' und vor allem 'Screaming In The Night' erzeugen nach wie vor Gänsehaut. Coole Band, cooler Auftritt!
Peter Engelking

DESTRUCTION
DESTRUCTION sind ein oft und gern gesehener Gast auf deutschen Festivals, denn langweilig werden die Thrash-Ikonen nie. Bestes Beispiel: ihr Gig auf der Bang Your Head!!!-Bühne. Mit 'Curse The Gods' ging es furios und von Pyrotechnik untermalt los. Sänger/Bassist Schmier markierte einmal mehr den reihenweise Frauen beglückenden Beau im Metaloutfit, während Gitarrist Mike verkifft aussah wie eh und je, seine Gitarre aber, von kleineren Soundproblemen mal abgesehen, stets im Griff hatte. Auditiv war bei Klassikern wie 'Mad Butcher' oder 'Bestial Invasion', unter die immer wieder Post-Reunion-Kracher der Marke 'Nailed To The Cross' oder 'Metal Discharge' gemischt wurden, alles im Reinen. Für das optische Vergnügen sorgten dann etwa ab Setmitte diverse spärlich bekleidete, mit ordentlich Silikon ausgestattete weibliche Bewegungstalente, die einen Mad Butcher-Lookalike im Türsteher-Format lasziv umgarnten. Die Männerdichte vor der Bühne nahm rapide zu. Einzig die Takte des vorgestellten, brandneuen Tracks 'Soul Collector' gingen so etwas unter. Aber auch das war kein Problem, denn spätestens der abschließende, ebenfalls neue Song 'The Alliance Of Hellhoundz' dürfte jedem im Gedächtnis bleiben, holten sich Schmier und Co. dafür doch Doro, Johan Hegg (AMON AMARTH) und Charles Rytkönen (MORGANA LEFAY) als Gastsänger auf die Bühne, um den vereinenden Charakter des Metal einmal mehr zur Schau zu stellen. Cool!
David Gregori

AMON AMARTH
AMON AMARTH waren ohne Zweifel jene Band der extremeren Schiene, die in den vergangenen Jahren am meisten Zuspruch beim Bang Your Head!!! geerntet hatten. Und welchen Stellenwert die Band mittlerweile bei den Fans hat, sieht man daran, wie weit nach oben sie von Euch ins Billing gevotet wurde. Und so waren wieder die aufblasbaren Streitäxte in den vorderen Reihen zu sehen, als Johann Hegg und seine Gefährten die Bühne betraten, um Balingen eine Lehre in Sachen Party-Death Metal zu erteilen; dank der einfach nachzuvollziehenden Songstrukturen konnte auch schnell der normale Metaller, der die Band zuvor vielleicht noch nicht gekannt hatte, in den Reigen einsteigen, so daß die Stimmung umgehend anstieg. Noch unter dem Eindruck des überwältigenden Gigs von AMON AMARTH plus der euphorischen Publikumsreaktionen beim Rock Hard Festival stehend - es war wahrlich ein "Victorious March" gewesen - war der BYH!!!-Auftritt eher ein gediegener Raubzug der Wikinger, der aber dennoch für beste Laune sorgte.
Stefan Glas

DORO
Eine Blinddarmoperation hat Doro Pesch gerade weggesteckt, und schon steht Deutschlands Rocklady Nr.1 in einem megageilen Lederoutfit wieder auf der Bühne, um bei einer mörderischen Gluthitze das Bang Your Head!!!-Publikum wie gewohnt zu verwöhnen. Und wer die Band DORO in den letzten Jahren live erlebt hat, weiß, was das heißt: Hits, Hits und noch einmal Hits! Im Vergleich zum damaligen Festivalauftritt war die Marschrichtung diesmal eine deutlich härtere. 'Earthshaker Rock', 'I Rule The Ruins' und 'Always Live To Win' bildeten den Anfang, und die Fans nahmen dies natürlich begeistert auf. Aber nicht nur Doro Pesch war wie immer in Topform, auch ihre mittlerweile konstante Band mit Nick Douglas am Bass, Joe Taylor an der Gitarre, Johnny Dee an den Drums und Oliver Palotai an Keyboards und Gitarre hat es ohne Ende krachen lassen. Dies ist definitiv das beste Line-up, das Doro je um sich versammelt hat; ein hervorragend eingespieltes Team, über das Doro noch nicht einmal zu seligen WARLOCK-Zeiten verfügte. 'Für immer' (die einzige Ballade!), ein Wunsch von Horst und Ines... und wohl auch von sämtlichen DORO-Anhängern, wurde natürlich gnadenlos abgefeiert, und als Nick Douglas später Doro als DIE Metal Queen weltweit bezeichnete, hat dies durchaus seine Berechtigung, da die damalige "Königin" Lee Aaron seit geraumer Zeit in den Jazz-Bereich abgedriftet ist, und wirklich kein weibliches Wesen in einem Zeitraum von über 20 Jahren mehr für dieses Musikgenre getan hat, als unser süßes Schnuckelchen. Bei 'True As Steel' und der Regina Halmich-Hommage ' She's Like Thunder' gab es natürlich nichts zu meckern, aber beim Endspurt, eingeleitet von der sehr eigenwilligen und absolut superben Version von 'Breaking The Law', herrschte zum ersten Mal richtige Festivalstimmung! Obwohl ich Doros Solointerpretation des JUDAS PRIEST-Klassikers wesentlich besser finde als ihr Duett mit Udo Dirkschneider, hätte ich mir einen Gastauftritt des deutschen Panzers, der ja direkt danach an den Start ging (und eine fantastische Show ablieferte, das nehme ich einmal vorweg), gewünscht. Wäre bestimmt eine coole Sache gewesen, aber das Leben ist halt manchmal hart. Über die Hymne 'All We Are' braucht man keine Worte mehr zu verlieren; was sich da abgespielt hat, kann sich jeder denken! Nur soviel noch: SAVATAGE-Gitarrist Chis Caffery hatte einen kurzen, aber wenig spektakulären Gastauftritt. Bei 'Burn It Up' konnte man noch den letzten Tropfen Bier aus seinem Körper rausschwitzen, und so war der Gig insgesamt gesehen wieder mal eine absolut gediegene und runde Sache.
Chris Glaub

U.D.O.
Ein wirklich idealer Zeitpunkt für Herrn Dirkschneider, um die metallsüchtigen Massen amtlich in Wallung zu bringen: Früher Abend, super Wetter, ein gutgefülltes Messegelände und jede Menge Sympathien, die DEM einheimischen Aushängeschild samt Mannschaft bereits vor den ersten Tönen des (noch) aktuellen Langeisens 'Thunderball' entgegenschwappten. Der Opener föhnte bereits eine Menge Dauerwellen nach hinten, doch die Menge erwartete natürlich am sehnsüchtigsten die alten ACCEPT-Klassiker. Und die sollte sie auch bekommen. Über die Hälfte des Programms bestand aus Material der großen Epoche dieser einzigartigen Truppe und Songs wie 'Midnight Mover' oder das kurz und knapp heruntergerotzte 'I'm A Rebel' taten ein übriges, um das Stimmungsbarometer ganz nach oben schnellen zu lassen. U.D.O. werden bei Open Airs dieser Machart immer auf der Gewinnerseite sein, denn sie können die Songs spielen, die 99 Prozent aller anderen Truppen gerne hätten. 'Balls To The Walls' etwa, bei welchem das Publikum beim Mitsingen einfach nicht aufhören wollte und Udo sein alljährliches "Balingen, ihr seid unglaublich!" entlockte. Oder 'Princess Of The Dawn', bei welchem der Refrain selbstredend auch von den Fans übernommen wurde. Udo bringt Lahme zum gehen, Taube zum hören und Ohnmächtige zum bangen. Zumindest der junge Mann, der sich kurz vor den ersten U.D.O.-Klängen backstage noch röchelnd auf einer Sani-Pritsche wälzte, stand plötzlich fröhlich abhottend neben mir vor der Bühne. Operation Steel gelungen, zweifellos...
Arno Hofmann

GAMMA RAY
Der Auftritt der Hanseaten (welch lustige Doppeldeutigkeit) verzögerte sich bereits am Anfang um einige Minuten und nach dem ersten gespielten Song war klar, wo das Problem lag. Die Endstufe von Gitarrist Henjo Richter machte nämlich kurz darauf winke-winke, um endgültig in die ewigen Jagdgründe einzugehen. So stand Kai Hansen etwas verschüchtert vor seinem Mikro, hatte dabei aber das Publikum jederzeit im Griff, während hinten fieberhaft daran gearbeitet wurde, um besagtes Problem aus der Welt zu schaffen. Als Überbrückung erzählte Meister Hansen übrigens, daß im kommenden Herbst nach längerer Pause das neue GAMMA RAY-Werk 'Majestic' erscheinen wird. Dann gingen auch die Daumen der Technik nach oben und nun konnte die Hamburger nichts mehr aufhalten. So legten sie einen spielfreudigen, agilen und engagierten Gig auf die Bretter, als ob die Band gerade eine dreimonatige Tour und keine zwei Jahre Pause hinter sich hätte. Vor allem 'Rebellion In Dreamland', 'Land Of The Free' und natürlich 'Heavy Metal Universe' brachten die Menge vor der Bühne in rasende Verzückung. Mit 'Blood Religion' wurde gar ein Track vom bereits angesprochenen, neuen Album vorgestellt, der sich ebenfalls als ein echtes Highlight entpuppte. Nachdem GAMMA RAY für einige Jahre überpräsent waren, hat die Pause sowohl der Band als auch den Fans gut getan. Die vier Gammastrahlen sind hungriger denn je und die Fans verzehren sich 2005 geradezu nach richtig gutem Teutonenstahl mit melodischem Einschlag. Der Knallergig auf dem Bang Your Head!!! war hierfür wohl Beweis genug!
Kai Wollwert

SAXON
SAXON waren vor genau 25 Jahren einer der Hauptgründe für mich, auf abenteuerliche Weise zu einem Open Air-Festival nach Nürnberg zu pilgern, um dem britischen Metal-Flagschiff zu früher Morgenstund und ihrem gerade erschienenen Meilenstein 'Wheels Of Steel' zu huldigen. Shit, wie die Zeit vergeht! Allerdings finde ich es wiederum schön, daß diese Band trotz aller Höhen und Tiefen auch heute noch solch konstante und klasse Leistungen bringt, die ihren Co-Headliner-Status beim Jubiläums-Bang Your Head!!! auf jeden Fall rechtfertigt. Da SAXON demnächst bekanntlich nur mit ihren alten Klassikern (ähnlich wie IRON MAIDEN) auf Tour gehen wollen, durfte man auf die Setlist in Balingen gespannt sein. Nur: Bei welchem Album enden bei SAXON die Klassiker? 'Denim And Leather', 'Crusader', 'Solid Ball Of Rock', 'Dogs Of War' oder 'Unleash The Beast'? Biff & Co. boten zwar kein reines Nostalgie-Programm; Songs vom aktuellen und meiner Meinung nach etwas überbewerteten 'Lionheart'-Opus, 'Dogs Of War' und das eher bescheidene 'Back In The Streets' vom durchschnittlichen Debüt kamen in Balingen (leider) auch zum Zuge, aber der Rest war vom Feinsten! Zwar gab es keine Überraschungen, aber mit Krachern wie '747 (Strangers In The Night)', 'Heavy Metal Thunder', 'Strong Arm Of The Law', '20.000 Feet' oder 'Motorcycle Man' im Gepäck gewinnt man keine Schlachten, sondern in der Regel ganze Kriege! Aber dem war nicht so! Obwohl SAXON eine grundsolide Performance hinlegten, wollte der Funken auf das Publikum nicht überspringen. Okay, die Hitze hat einem schon zu schaffen gemacht, allerdings waren die Temperaturen bei SAXON auf ein annehmbares Level abgekühlt; manche waren vielleicht immer noch nach Udo Dirkschneiders Megaauftritt ausgepowert, und einige können mit "uraltem Material" wie '747 (Strangers In The Night)' oder 'Motorcycle Man' (aus mir unverständlichen Gründen) nichts anfangen, aber diese Lethargie des Publikums über das komplette Set war für mich absolut verblüffend! Selbst bei den Bandhymnen 'Princess Of The Night', 'Crusader' oder 'Solid Ball Of Rock' war regelrechter Totentanz angesagt, wenn man die Reaktionen mit SAXONs damaligem Bang Your Head!!!-Auftritt vergleicht. Biffs ewige und mittlerweile nervenden "Old song or new song?"-Ansagen sind ja schon berühmt-berüchtigt, aber bei 'Wheels Of Steel' hat er endlich die Fans auf seine Seite gebracht und ein Song später ('Never Surrender') herrschte wieder das gleiche Bild wie zuvor. Sehr strange! 'Denim And Leather' setzte dann den Schlußpunkt, und warum bei Hits dieses Kalibers bei einer guten Bandleistung der Bär nicht tobt, das wissen wahrscheinlich nur die Götter.
Chris Glaub

MOTÖRHEAD
Der Headliner am Freitag war die Veteranen-Gruppe MOTÖRHEAD. Nach einer furztrockenen und typisch humorvollen Ansage des britischen Urgesteins Lemmy gab es nur eins: Voll auf die Mütze mit 'Dr. Rock'! Nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten kam der Gesamtsound allmählich auf ein ordentliches Niveau, erreichte aber nie so etwas wie hochwertige Qualität. Sei's drum, MOTÖRHEAD und ihre Fans konnten damit leben. Schließlich spielten an diesem lauen (und lauten!) Metal-Abend nicht PINK FLOYD. Mit einem messerscharfen Gitarrensound von Phil Campbell und den peitschenden Drums des Animals Mikkey Dee, folgte ein Reigen an Klassikern: 'Stay Clean', 'Shoot You In The Back' und 'Love You Like A Reptile' machten so richtig Laune. Lemmy unterhielt sich übrigens immer mal wieder mit dem Bühnenmischer. Um was es da, neben technischen Absprachen, noch ging, war aufgrund des nuschelnden Sarkasmus von Herrn Kilmister nicht genau nachzuvollziehen. Weitere Highlights hießen 'Metropolis', No Class' und 'I Got Mine' vom nicht gerade heiß geliebten, aber hochwertigen 'Another Perfect Day'-Album. Die Dunkelheit setzte gänzlich ein und die Pyro-Effekte wie bei 'In The Name Of Tragedy' kamen absolut amtlich zur Geltung. Nach 'Sacrifice' zeigte Mikkey Dee eindrucksvoll, wer sein Instrument über aller Maßen beherrscht. Wirklich, alles andere als langweilig dieses Solo des ehemaligen KING DIAMOND-Felldreschers. Die drei Zugaben 'Killed By Death', ' Ace Of Spades' und 'Overkill' konnten wohl kaum besser gewählt werden und als bei letzterem ein Pyro-Gewitter der Superlative den nachtschwarzen Himmel erleuchtete und old Lemmy nach harter Arbeit seinen letzten Grunzer setzte, waren offensichtlich allesamt zufrieden mit Teil eins der diesjährigen Metal-Party in Balingen.
Chris Grenzer

Festival-Samstag, 25. Juni 2005

Messegelände Balingen

Billing Samstag Open Air: 

DEMON
VICIOUS RUMORS
NASTY SAVAGE
JAG PANZER
TANKARD
NEVERMORE
AXEL RUDI PELL
SEBASTIAN BACH
CANDLEMASS
HANOI ROCKS
MIKE TRAMP'S WHITE LION
DIO
TWISTED SISTER

DEMON
Frage: Wie schreibt man ein Konzert-Review von einem Gig, der gerade mal 15 Minuten dauerte? Gigs dieser Länge kennt man ansonsten ja allenfalls im Kölner Karneval! Aber egal, die Hauptsache war ja ohnehin, daß nach dem ganzen Chaos der Nacht zuvor überhaupt alle angekündigten Acts auftreten konnten, wenn auch eben nur mit gekürzter Spielzeit. Hierfür nicht zuletzt an die beinhart arbeitende Bang Your Head!!!-Crew ein megametallisches Dankeschön! DEMON aus England nahmen es sportlich und stiegen um 12.45 Uhr, nach drei Stunden und fünfzehn Minuten Verspätung, mit 'Night Of The Demon' in ihr Set ein. 'One Helluva Night' wäre an diesem Tag wohl etwas unpassend gewesen, auch wenn es sicherlich den typisch britischen, schwarzen Humor widergespiegelt hätte. Es folgte ein Track der aktuellen CD 'Better The Devil You Know', der sehr gut ankam und hier und da sogar schon mitgesungen wurde. Endlich wieder klassischer DEMON-Stoff! Tja und zum Abschluß konnten die Briten um Dave Hill dann mit 'Don't Break The Circle' sicherlich die allgemein etwas angespannte Stimmung unter den Fans merklich lösen. Trotz nur drei gespielter Songs eine Klasse Leistung! Es zeichnete sich bereits zu diesem Zeitpunkt ab, daß sich sowohl vor, hinter wie auch auf der Bühne eine echte "Jetzt-Erst-Recht"-Stimmung abzeichnete!
Kai Wollwert

VICIOUS RUMORS
Als VICIOUS RUMORS die Bühne betraten, traute man seinen Augen kaum. Im ersten Moment war es, als schlage das Gehirn einem ein Schnippchen und der selige Carl Albert stehe wieder an der Seite von Geoff Thorpe. Natürlich war es "nur" Brian O'Conner, der sich die Haare wachsen ließ und dadurch, aber auch was sein Gesamtbild angeht, stark an den verstorbenen Metal-Hero erinnert. Auch für VICIOUS RUMORS hieß es jetzt ein knappes Power-Paket schnüren, welches aus 'Don't Wait For Me', 'Minute To Kill', 'Abandoned' und 'Six Stepsisters' bestand, allesamt Stücke aus den wichtigen und herausragenden Tagen der Band, als sie mit 'Digital Dictator', dem "blauen Album" und 'Welcome To The Ball' ein bißchen Metal-Geschichte geschrieben haben. Glücklicherweise sind aktuell wieder Drum-Tier Larry Howe und Basser Tommy Sisco im Line-up, denn mit dieser tighten und typischen Rhythmus-Maschinerie kommt man den guten alten Tagen wieder ein ganzes Stückchen näher. Respekt auch vor der Stimme O'Conners, die an diesem Samstag absolut amtlich rüberkam und ja auch im allgemeinen relativ nahe an Carl Alberts magischem Organ angesiedelt ist. Die Band spielte ihr Material frisch und knackig runter (auch Geoff Thorpe wirkte nach seiner schweren Verletzung wieder fit), den Fans hat's gefallen und die Hoffnung auf ein gutes neues Album - aber bitte mit genau dieser Mannschaft - bleibt somit erhalten.
Chris Grenzer

NASTY SAVAGE
Wuchtig! Der Ausdruck paßt nicht nur hervorragend zum Erscheinungsbild des Frontmanns und Vorzeige-Psychos des wilden Haufens, sondern ist auch die angemessene Beschreibung für den arg gekürzten Gig der Floridianer. So konnten Nasty Ronnie und seine Crew nur vier Songs zum Besten geben. Als kurzfristige Setlist ergab sich dann als Opener 'No Sympathy', der Band Klassiker 'XXX', der Titeltrack des aktuellen Albums 'Psycho Psycho' und der finale Leckerbissen 'Metal Knights'. Alle Songs wurden von der Band und dem Zeremonienmeister, seines Zeichens Wrestling-Freak, der übrigens nicht mehr wie früher im Gladiatorenkostüm sondern im... na ja Putzfrauenlook über die Bühne wankte und sprang, messerscharf in das teilweise verstört wirkende Publikum gedroschen. Ronnies bluttriefende TV Zerstörungsarie mußte bei dieser Show leider ausfallen, so daß lediglich die Besucher des Clubgigs in den vollen NASTY SAVAGE-Genuß kamen. Applaus gab es trotzdem. Darüber zu lamentieren macht wenig Sinn, zumal die gespielten Soundproben extrem kraftvoll und technisch in höchster Präzision von der Bühne donnerten... Also, freuen wir uns auf das nächste Mal, was hoffentlich nicht wieder sieben Jahre auf sich warten läßt. NASTY SAVAGE warten schon auf die Einladung für das nächste Bang Your Head!!!, um allen zu zeigen, daß sie es noch immer drauf haben, denn das haben sie!
Sven Bernhardt

JAG PANZER
Die Underground-Fans waren ein wenig die Leidtragenden des Festivals. Das Unwetter in der Nacht hatte vor allem die Spielzeiten der ersten paar Bands getroffen und damit logischerweise die Lieblinge des Undergrounds. Darunter fallen natürlich auch JAG PANZER, doch die Band versuchte sich nicht davon entmutigen zu lassen und stürmte motiviert die Bühne. Alles war geil wie immer, nur war leider nach 15 Minuten wieder Schluß. Gefühlt waren das vielleicht 15 Sekunden, so erfrischend und leidenschaftlich war der Auftritt. Der Tyrant bewies wieder mal, daß er ein unvergleichlich charismatischer Sänger ist und ein Publikum mitreißen kann. Gerade bei Songs wie 'Black' oder 'Chain Of Command' lagen ihm die Fans zu Füßen. Zwar kam kein richtig alter Song zum Zug, aber das sollte bei 15 Minuten Spielzeit auch verständlich sein. Ruckzuck war dann auch schon wieder Schluß, aber zumindest konnte die Band wieder mal ihre Klasse unter Beweis stellen. Hoffentlich können JAG PANZER demnächst noch das vollenden, was sie am Bang Your Head!!! angefangen haben.
Oliver Weinsheimer

TANKARD
"Auf geht's Balingen!" Gerres Aufforderung zu mehr Bewegung auf dem Bang Your Head!!!-Gelände wurde umgehend Folge geleistet, als das Frankfurter Original und seine TANKARD-Mitstreiter mit 'Rectifier' in ihr leider nur fünf Songs umfassendes Set starteten. Kein Wunder, gaben die Mucker um den mittlerweile wieder richtig schmächtig gewordenen Shouter doch von Anfang an Vollgas, setzten mit den folgenden 'Chemical Invasion', 'Die With A Beer In Your Hand', 'Freibier' und dem obligatorischen 'Empty Tankard' auf ihre größten "Hits" und konnten damit nur gewinnen. Im Gegensatz zu der Schlafanzug-Aktion auf dem Bang Your Head!!! 2002 verzichtete die hessische Formation diesmal zwar komplett auf ein extravagantes Bühnenoutfit, aber das tat der Sache und dem Unterhaltungswert an sich keinen Abbruch. Das Quartett nutzte die knapp bemessene Zeit bestmöglich, präsentierte sich agil und "erschreckend" nüchtern und man merkte der Band einfach an, daß sie die guten Resonanzen seitens des Publikums genossen hat. Bleibt nur zu resümieren, daß man von dieser Vorstellung gerne etwas mehr gesehen hätte, aber dafür gibt es ja im Oktober die erste Tankard-DVD - so watch out!
Peter Engelking

NEVERMORE
Leider waren auch NEVERMORE von den massiven Setkürzungen durch das Unwetter betroffen. Ich bin sicher, daß nicht wenige gerne mehr als nur 20 Minuten von den Jungs aus Seattle gesehen hätten. Trotzdem überwog das Verständnis und die Freude, daß es überhaupt weiterging. So störte es kaum jemanden, als die Jungs völlig unspektakulär auf die Bühne latschten und erstmal ein wenig soundcheckten. Man hatte ja Zeit. Endlich krachte dann 'Enemies Of Reality' aus den Boxen und ein Großteil des Publikums erschrak fürchterlich. War das wirklich Warrel Dane, der dort oben ganz in schwarz samt cooler Sonnebrille stand? Stark abgemagert war er kaum wiederzuerkennen. Zum Glück wirkte sich dieser Gewichtsverlust nicht auf seine stimmliche Performance aus. 'The River Dragon Has Come', 'The Heart Collector' und 'The Sound Of Silence' wurden packend dargeboten wie eh und je. Einzig sein Stageacting wirkte etwas staksig, während Jeff Loomis seine Finger gewohnt sicher über sein Griffbrett flitzte, als gäbe es kein Morgen mehr. Hätten die mittlerweile zum Quintett angewachsenen Amis ihre volle Spielzeit zur Verfügung gehabt und noch ein paar mehr ihrer Hymnen darbieten können, es wäre sicher einer der besten Gigs dieses Festivals geworden. So aber mußte man, während sich der Himmel schon wieder bedenklich zuzog, den Geschehnissen der letzten Nacht Tribut zollen. Immerhin konnte Dane noch ein paar auf die Bühne geworfene Kondome zu einem Appell an den Safer Sex nutzen.
David Gregori

AXEL RUDI PELL
Keine Ahnung, ob der kurze aber heftige Regenguß in der Umbaupause zwischen NEVERMORE und AXEL RUDI PELL auf die Ansprache von Horst zurückzuführen war!?! Fakt ist jedenfalls, daß der Wettergott wieder Erbarmen mit Balingen und all seinen Besuchern hatte, als die Instrumente und Amps für den illustren Haufen um den blonden Klampfer postiert waren und uns sogar den einen oder anderen Sonnenstrahl schenkte. Gut so, denn auch nur einen Ton vom AXEL RUDI PELL-Auftritt zu verpassen wäre schade gewesen. Über die Klasse der in die Band involvierten Herrschaften müssen nun wahrlich keine großen Worte mehr gemacht werden, gehören sie doch allesamt zu den Koryphäen auf ihrem Gebiet und somit dürfte jedem der Anwesenden klar gewesen sein, daß auch der Auftritt des Quintetts beim zehnten Bang Your Head!!!-Festival eine amtliche Sache werden würde. Und wahrlich niemand, der mit den Blackmore-geschwängerten Klängen des Wattenscheiders und seiner internationalen Belegschaft etwas anfangen kann, wurde enttäuscht. Die Combo zelebrierte einen kleinen, aber feinen Querschnitt durch ihr bisheriges Schaffen und versuchte dabei, so gut es in der knappen halben Stunde möglich war, sämtliche Phasen zu beleuchten. Von Johnny Gioeli wie immer perfekt intonierte Perlen der Marke 'Tear Down The Wall', 'Fool Fool' oder 'Strong As A Rock' gingen dabei Hand in Hand und sorgten für eine äußerst kurzweilige Zeit. Daß diese Darbietung dabei nicht nur die Fans begeisterte, sondern auch die Musiker untereinander zu höchst ungewöhnlichen Eskapaden anspornte, verdeutlichte nicht zuletzt der unplanmäßige Ausflug von Keyboarder Ferdy Doernberg, der mal kurzerhand sein Arbeitsgerät schnappte und die große Bühne in ihrer Gesamtheit abschritt - unkonventionell, aber gut! Klasse Darbietung, die für eine tolle Stimmung sorgte!
Peter Engelking

SEBASTIAN BACH
Zu den Highlights des letzten Jahres gehörte definitiv der Auftritt von SEBASTIAN BACH, und auch heuer räumte der Kanadier mächtig ab. Bis auf eine Ausnahme bestand das Set erwartungsgemäß aus SKID ROW-Gassenhauern. Wie im Vorjahr eröffnete der Frauenschwarm mit dem knalligen 'Slave To The Grind', auf das 'Big Guns' und der 'Subhuman Race'-Track 'Frozen' folgten. Nach 'Here I Am' und dem gefeierten '18 & Life' präsentierte Herr Bach mit 'American Metalhead', das er aufgrund der enthusiastischen Menge spontan in 'German Metalhead' umtaufte, einen Track seines geplanten Soloalbums, mit dem der Gute hoffentlich alsbald aus dem Quark kommt. Stimmlich präsentierte Basti sich erneut grundsolide, auch wenn man natürlich sagen muß, daß er diverse schwierige - sprich hohe - Passagen umschiffte oder vom Publikum singen ließ. Als Performer machen ihm aber nur wenige Frontmänner dieses Planeten etwas vor. Fast permanent in Bewegung, wild bangend und ständig am vorderen Bühnenrand den Kontakt zum Publikum suchend, riß er die Meute mit. Im emotionalen Überschwang wollte der blonde Hüne gegen Ende des Sets das Bühnengerüst erklimmen, entschied sich aber doch dagegen (ein gewisser Herr Monroe ging die Sache später übrigens entschlossener an). Mit 'Monkey Business', 'I Remember You' und dem prädestinierten Rausschmeißer 'Youth Gone Wild' ging der Gig umjubelt zu Ende. Nun wird es aber Zeit für ein hoffentlich hochklassiges Solowerk, denn sich nur auf den alten SKID ROW-Lorbeeren ausruhen geht natürlich nicht.
Alexander Kolbe

CANDLEMASS
Nachdem schon Herr Pell etwas länger auf der Bühne bleiben durfte, hatten die schwedischen Doom-Comeback-Kings dann doch einige Zeit zur Verfügung, um dem durch die Hitze erneut etwas lethargisch wirkenden Publikum mittels einer gewaltigen Dosis Power-Doom die Lauscher durchzupusten. Die Jungs waren verdammt gut drauf, wirkten agil und spielfreudig und Messiah Marcolin zeigte von Anfang an, wer der Meister des Doom-Dance ist. Es ist einfach immer wieder herrlich, wie der Mönchskuttenträger über die Bühne fegt und mit ur-sympathischer Ausstrahlung und ebensolchen Ansagen die Meute im Griff hat. Da war es dann auch absolut kein Unterschied, ob mit 'Black Dwarf', 'Copernicus' und 'Assassin Of The Light' gleich drei Songs vom neuen Meilenstein 'Candlemass' zum Zug kamen, oder die alten Klassiker vom Schlage 'Mirror Mirror', 'Bearer Of Pain', 'At The Gallows End' und 'Solitude' gerade zelebriert wurden. So kann man den Schweden einmal mehr einen sehr geilen Gig attestieren, der zwar lange nicht so magisch war wie drei Jahre zuvor an selber Stelle, aber dennoch mit zu den Highlights dieses Jubiläumsevents zählte. Wann kommt die Tour?
Hage

HANOI ROCKS
Keine Frage, HANOI ROCKS hatten immens darunter zu leiden, daß die Spekulationen um den geheimen Special Guest in völlig haltlose Dimensionen abgeglitten sind. Anstatt den Glam-Ikonen einen zumindest offenen Empfang zu bescheren, wurden Michael Monroe und Co. schon nach wenigen Sekunden von vielen Anwesenden ziemlich mies beschimpft, beworfen und ausgepfiffen. Die Geschmäcker sind verschieden, aber die Finnen als Sündenbock für die nicht befriedigten eigenen Erwartungen herhalten zu lassen, spiegelt nicht gerade den Geist des Bang Your Head!!! wider! Doch egal, HANOI ROCKS haben sich nicht ans Bein pissen lassen und eine coole Show abgezogen, bei der Superblondinerich Michael logischerweise im Mittelpunkt stand. Der Kerl wechselte im Laufe des Sets nicht nur diverse Male die Garderobe, sondern zeigte auch sonst keine Anzeichen seines inzwischen doch schon fortgeschrittenen Alters. Der Spagat klappte immer noch, Kilometergeld müßte er auch bekommen - nur mit seinem Saxophonspiel war er selbst nicht ganz zufrieden. Klar, die breite Masse in Balingen hat Knaller wie 'Tragedy', 'High School' oder selbst 'Boulevard Of Broken Dreams' nie gehört, doch Monroe, McCoy und ihre Helfershelfer bringen diese Songs immer noch derart authentisch rüber, daß jeder, der eine Party feiern wollte, dies mit HANOI ROCKS auch konnte! Und wie man sich über das "Tuntenoutfit" der Finnen aufregen, einige Stunden später aber begeistert TWISTED SISTER huldigen kann, wird mir wohl ewig ein Rätsel bleiben...
Martin Römpp

MIKE TRAMP'S WHITE LION
Als jeder schon mit DIO rechnete, gab's dann doch noch eine Überraschung. Ein zweiter Special Guest, von dem niemand etwas wußte, enterte die Bühne - und schon bei den ersten Klängen von 'Lights And Thunder' setzte ein wahrer Pilgerstrom ein. Obwohl sich Mike Tramp seit Jahren fleißig und fast unter Ausschluß der Öffentlichkeit immer wieder die Ehre in hiesigen Clubs gab, konnte man die WHITE LION-Klassiker seit der letzten Tour der Band im Jahre 1991 nicht mehr in der ursprünglichen Form erleben. Doch diesmal legte Tramp die Akustikgitarre zur Seite, holte sich mit Jamie Law einen ordentlichen Gitarristen und spielte sich durch ein Set, das ausschließlich aus Highlights der WHITE LION-Geschichte bestand. Natürlich waren weder Vito Bratta noch James Lomenzo oder Greg D'Angelo am Start, doch diese Herren hatten wahrlich genug Gelegenheiten, wieder an Bord zu springen. Und bei aller Liebe - die Fans wollten Tramp sehen und Tracks wie 'Hungry', 'Broken Heart', 'Fight To Survive' oder 'Lonely Nights' hören, und genau das wurde in herzerfrischender Art und Weise geboten. Gut, auf das GOLDEN EARRING-Cover 'Radar Love' hätten wohl alle verzichten können (Waaas? Das war 'ne Hammerversion, Du Banause! - Jagger), doch auch so werden sich viele Fans auf die von Mike angekündigte "Abschieds"-Tournee Anfang nächsten Jahres freuen, bei der er ein letztes Mal diesen Rückblick auf seine Vergangenheit tätigen möchte. Wenn er und seine Band sich dabei allerdings ähnlich begeisternd schlagen wie in Balingen, wäre es eigentlich eine Schande, diese neue Truppe wieder zu Grabe zu tragen...
Martin Römpp

DIO
Mit den ersten Klängen dieses Auftrittes des wahren Königs der Sängergilde seit Walther von der Vogelweide bis zum dereinstigen Untergang der Menschheit erhielten die DIO-Musiker volle Aufmerksamkeit. Nach dem Opener 'Killing The Dragon' genoß der Meister sichtlich die "Dio, Dio"-Sprechchöre und bedankte sich artig: "Thank you so bloody much". 'Egypt (The Chains Are On)' ging nahtlos über in 'Stand Up And Shout', das obligatorische Drumsolo, 'Holy Diver' und 'Sunset Superman', bei dem an den von Dio dirigierten Stellen kollektiv mitgegrölt wurde. Die erste Ode an fremdbestimmte Tage hieß 'Man On The Silver Mountain'. Nach dem Gitarrensolo nannte der Sänger den guten Craig gar liebevoll "Goldini" und verbalisierte schließlich, was alle dachten: "Long Live Bang Your Head!!!... And Rock 'n' Roll!" Im Anschluß an 'Gates Of Babylon' glaubte man, dies wäre nur noch von 'Heaven And Hell' zu toppen, was auch prompt geschah. Überraschung (?) des Tages: 'Rainbow In The Dark' wurde enthusiastischer vom Publikum aufgenommen als die Klassiker von RAINBOW und BLACK SABBATH. Enttäuschung machte sich nur ob der zu kurzen Spieldauer breit. Den Status des absoluten Headliners kosteten ihn nach Ansicht einiger (semi-)professioneller Kritiker die zwei Soli in einem nur 75-minütigen Programm: der durchaus wirkungsvolle Drum-Krawall von Simon Wright und Craig Goldys Gitarrenspielereien zwischen sphärisch (zu Beginn) und heavy, teils mit tatkräftiger Unterstützung von Simon sowie Basser Rudy Sarzo und Tastenmensch Scott Warren. Doch letztlich ließe sich auch dies umdeuten: Welcher andere Star würde bei einem solch kurzen Set derart viel Zeit an seine angestellten Kollegen abgeben? Gesamtprädikat: ergreifend.
Jörg Schulz

TWISTED SISTER
TWISTED SISTER waren zurück in Balingen und entfesselten den zweiten Sturm an diesem Tag. Im Gegensatz zum zerstörerischen "Good pisses on you hurricane" sorgte dieser Power-Sturm aber für Partystimmung, Jubel und frenetische Banganfälle im Publikum. Und die Herren SISTER hatten sich etwas ausgedacht, um den Abend zu etwas Besonderem zu machen. Allen voran Mister Charisma persönlich: Dee Snider zelebrierte das 1984 erschienende und letztens unter 'Still Hungry' wiederveröffentlichte Album 'Stay Hungry' - und zwar komplett. Genug zu bieten hat die Klassiker-Scheiblette ohnehin, um alle 20.000 Anwesenden in den Bann zu ziehen. Nicht nur der Titelsong, also eine der heftigsten und schnellsten TWISTED SISTER-Nummern überhaupt und das alles überragende 'We're Not Gonna Take It' wußten zu überzeugen. Egal ob die Ballade 'The Price', der slow Rocker 'Captain Howdy', das gutgelaunte 'Don't Let Me Down' oder 'Burn In Hell' mit dem genialen "Hear no evil - see no evil"-Mittelteil, es folgte ein Höhepunkt nach dem anderen und jeder einzelne wurde mitgesungen, als gäbe es kein Morgen. Und so wurden sie alle zu screaming and jumping motherfuckers. Nach Aussagen des Entertainmentwunders Dee seien in England angeblich bei der letzten Hüpfaktion alle umgefallen... na ja, Engländer halt. Selbst Jay Jay French trug seinen Teil zum Entertainment bei und beschwor den Spirit der 80er-Bands, bei denen, im Gegensatz zu all den Depressivos der Neuzeit, einfach nur Party angesagt war. Und genau das machte das Bang Your Head!!! auch. Bis die uralte I know 'It's only Rock'n Roll'-but-I-like-it-ROLLING STONES-Nummer, die längst zu einem TWISTED SISTER-Song geworden ist und 'You Can't Stop Rock 'n' Roll' den krönenden Abschluß eines trotz aller Widrigkeiten letztlich hervorragend gelaufenen Festivals und grandiosen Gigs bildeten.
Sven Bernhardt

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